Vom 11. April bis 5. Juni 2010 präsentieren die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und zahlreiche Kooperationspartner die Wanderausstellung »Was damals Recht war – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« in der Peterskirche in Erfurt.
Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den Alltag der Wehrmachtjustiz kennzeichneten und tausende Männer und Frauen, Soldaten und Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen und als Deserteure, so genannte Wehrkraftzersetzer oder Volksschädlinge, ihr Leben verloren. Mit Ablehnung und Feindschaft begegnete die Mehrzahl der Deutschen nach 1945 den überlebenden Opfern der Wehrmachtjustiz. Vielen gelten die Verurteilten bis heute als Verräter oder Feiglinge. Dabei hat der Deutsche Bundestag erst im September 2009 die letzten groben Unrechtsurteile der Wehrmachtjustiz des Zweiten Weltkrieges aufgehoben. Zu den zehntausenden Opfern dieser Justiz zählen auch Widerstandskämpfer aus nahezu ganz Europa, die in ihren von der Wehrmacht besetzten Heimatländern oder in Deutschland inhaftiert, vor Gericht gestellt und in großer Zahl exekutiert worden sind.
Mit dem Ausstellungsort auf dem Petersberg, wird die Ausstellung in Erfurt an einem authentischen Erinnerungsort für die NS-Militärjustiz gezeigt, zudem findet die Ausstellungseröffnung anlässlich des 65. Jahrestag der Befreiung Erfurts durch die Amerikaner statt. Die seit 1665 errichtete Zitadelle Petersberg war über Jahrhunderte ein Ort des Militärs. Am Fuße der Festung wurden noch unmittelbar vor Einnahme der Stadt durch US-Truppen am 12. April 1945 »fahnenflüchtige« Soldaten hingerichtet. Während des Dritten Reiches hatte sich im Kommandantenhaus ein Kriegsgericht befunden. Dort waren rund 50 »Fahnenflüchtige« von Militärrichtern während des Zweiten Weltkrieges zum Tode verurteilt worden. Seit 1995 erinnert das »Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur« im Festungsgraben an diese weniger bekannte Seite der Petersberg-Geschichte.
Lokal wird die Ausstellung unterstützt von der der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, der Landeshauptstadt Erfurt, dem Stadtmuseum Erfurt, der Projektgruppe »Erfurt im Nationalsozialismus« beim DGB-Bildungswerk Thüringen e.V., dem Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt e.V. und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.
Der offiziellen Ausstellungseröffnung am 11. April in der Peterskirche Erfurt (11 Uhr) folgen zahlreiche Begleitveranstaltungen.
Eröffnung – Programm
Grußworte
Andreas Bausewein (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt)
Dr. Ulrich Baumann (Kurator der Ausstellung, stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas)
Kurzvortrag
Dr. Steffen Raßloff (Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt e.V.)
Rede
Ludwig Baumann (Wehrmachtsdeserteur, Vorsitzender Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz e.V.)
Ausstellungsort: Peterskirche (ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul), Petersberg, 99084 Erfurt
Ausstellungsdauer: 11. April bis 5. Juni 2010
Pressekonferenz: 9. April 2010, 14 Uhr, Peterskirche Erfurt
Eröffnung der Ausstellung: 11. April 2010, 11 Uhr, Peterskirche Erfurt
Öffnungszeiten in Erfurt
Mi bis So 10 – 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Besucherservice, Buchung von kostenlosen Führungen
Tel.: +49 (0)361 – 655 56 52
E-Mail: karin.breitkreutz@erfurt.de
Öffentliche Führungen: Sonntag 18. April, 2., 16., und 30. Mai jeweils 14 Uhr