Am 29. Oktober 2003 fand auf Einladung des Bundestags-präsidenten das angekündigte Gespräch zwischen dem Vorsitzenden der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, und dem Vorstandsvorsitzenden der Degussa AG, Düsseldorf, Prof. Utz-Hellmuth Felcht, statt. Erörtert wurde das Ergebnis einer Aussprache des Stiftungskuratoriums am 23. Oktober, dass aufgrund der besonderen Geschichte der Degussa die Verwendung des von ihr hergestellten Produkts für den Graffitischutz an den Stelen mit dem spezifischen Charakter des Denkmalprojekts nicht vereinbar sei. Das Kuratorium hatte daraufhin beschlossen, die Auslieferung und Montage der Stelen vorläufig zu stoppen und die technischen, rechtlichen und finanziellen Konsequenzen der Verwendung eines anderen Produkts bzw. der Neubeauftragung einer anderen Firma für Graffitischutz zu prüfen. In einer neuen Sitzung sollen entsprechende Entscheidungen getroffen werden.
Bundestagspräsident Thierse betonte im gestrigen Gespräch: »Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Degussa bei der Aufarbeitung ihrer Geschichte und bin ihr dankbar, dass sie sich konstruktiv an der Lösung der aufgetretenen Probleme beteiligen möchte. Die Stiftung hat ihre Entscheidung mit Blick auf die Verletzbarkeit der Gefühle von Überlebenden des Holocaust und der Nachkommen von ermordeten Juden getroffen.«
Der Degussa-Vorstandsvorsitzende Felcht: »Der Bundestags-präsident und ich hatten ein gutes, vertrauensbildendes Gespräch. Wir haben uns umfassend über die Entscheidung des Kuratoriums ausgetauscht. Dabei hat der Bundestags-präsident mir die Argumente und Motive der Stiftung im Einzelnen dargelegt. Seitens Degussa habe ich die Betroffenheit unserer Mitarbeiter zum Ausdruck gebracht – gerade auch vor dem Hintergrund der intensiven Bemühungen zur Aufarbeitung unserer Unternehmensgeschichte. Ich bedauere die Entscheidung der Stiftung, aber ich respektiere sie.«
Das Gespräch fand in einer offenen und sachlichen Atmosphäre statt.