40 Jahre nach dem Auschwitz-Prozess erinnert das Fritz-Bauer-Institut gemeinsam mit Kooperationspartnern mit der Ausstellung »Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63 Frankfurt am Main« an einen bedeutenden Wendepunkt in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik. 21 SS-Angehörige und ein »Funktionshäftling« aus dem Vernichtungslager sind damals des hundertfachen Mordes angeklagt worden. 211 Auschwitz-Überlebende sagten als Zeugen aus. Über 20 Monate hinweg, vom 20. Dezember 1963 bis zum 20. August 1965, wurde die deutsche Öffentlichkeit mit den Verbrechen der Vergangenheit konfrontiert. Nachdem die Ausstellung im März am historischen Ort in Frankfurt am Main eröffnet wurde, ist sie jetzt im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.
Eine Chronik der »Endlösung der Judenfrage« führt in die Ausstellung ein. Über die Geschichte der juristischen Aufarbeitung nazistischer Gewaltverbrechen nach 1945, die Prozesse von Nürnberg, Warschau, Jerusalem und den so genannten Ulmer Einsatzgruppen-Prozess, gelangen die Besucher zum Auschwitz-Prozess, dessen Verlauf am Beispiel von sechs Angeklagten geschildert wird. Im Mittelpunkt stehen die Originaltonbandaufzeichnungen, auf denen erstmals die Stimmen von Angeklagten, Opfern, Richtern und Staatsanwälten zu hören sind. Dabei eröffnet sich den Besuchern die Prozessatmosphäre, geprägt durch das stereotype Leugnen der Angeklagten, das in krassem Gegensatz zu den Aussagen der Opfer steht.
Die bis dato weitgehend unerforschte Wirkungsgeschichte des Prozesses in Literatur, Philosophie, Publizistik und Theater bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. Besonders auf dem Terrain der Literatur wurde der Auschwitz-Prozess nachhaltig wahrgenommen. In »Räumen der Gegenwart« vermitteln zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ihre Perspektive auf den Prozess und schreiben so die Rezeptionsgeschichte fort. Dabei wurde bewusst auf traditionelle Malerei und Skulptur verzichtet, stattdessen gibt es Fotografie, Film, Video, interaktive Installationen und architektonische Interventionen. Die Beiträge der Künstler begleiten die Besucher durch die unterschiedlichen thematischen Bereiche. Die Mehrheit der Arbeiten sind im Auftrag des Fritz Bauer Instituts entstanden. Beteiligt sind die Künstler Loris Cecchini, Claus Föttinger, Robert Kumirowski, Bojan Sarcevic, Wilhelm Sasnal, Silvia Schreiber, Joachim Seinfeld und Gitte Villesen.
Die Ausstellung wird von einer Vortragsreihe und einem Filmprogramm begleitet.
»Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63 Frankfurt am Main« ist eine Kooperation des Fritz-Bauer-Instituts mit der Bundeszentrale für politische Bildung, den Berliner Festspielen, der Stiftung Topographie des Terrors und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Die Ausstellung ist täglich, außer Dienstags, von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Ein Katalog, eine DVD und Materialien für die pädagogische Arbeit sind erhältlich.
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