Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, die Stiftung Topographie des Terrors, die Evangelische Kirchengemeinde Dahlem und die Synagogengemeinde Sukkat-Schalom erinnern mit einer Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen an den Novemberpogrom 1938 und dokumentieren den Forschungs- und Rezeptionsstand des antijüdischen Terrors.
Auf Weisung der nationalsozialistischen Parteiführer verwüsteten Angehörige von SA und SS vor aller Augen am 9. und 10. November 1938 über 1.200 Synagogen und jüdische Betsäle sowie tausende Geschäfte und Wohnungen von deutschen Juden. Tagelang wurden in aller Öffentlichkeit jüdische Kinder, Frauen und Männer gejagt und misshandelt. Über hundert von ihnen kamen dabei unmittelbar zu Tode. Etwa 30.000 Männer wurden anschließend in Konzentrationslager verschleppt. Dieses Ausmaß der Gewalt war der unübersehbare Wendepunkt im Leben der Juden in Deutschland und der Auftakt zur Vernichtung der europäischen Juden.
Die Ausstellung »Es brennt!« Antijüdischer Terror im November 1938 dokumentiert wenig bekannte Aufnahmen von Berufs- und Amateurfotografen aus den Jahren 1938/39. Sie verdeutlichen das Ausmaß der Gewalt und öffentlichen Demütigung der Juden im Deutschen Reich. Die Ausstellung nimmt auch Bezug auf den Raum, in dem sie gezeigt wird: Die Vorhalle der Neuen Synagoge war der Ort der Begegnung und des Austausches der Gläubigen vor und nach den Gottesdiensten. Es werden – im übertragenen Sinn – die Stimmen der Beterinnen und Beter vor und nach den Gottesdiensten erneut zu Gehör gebracht: Audiostationen präsentieren frühe biografische Zeugnisse der Erfahrungen. Ein Begleitband veranschaulicht mit Abbildungen und Aufsätzen das Vorgehen der Täter und das Verhalten der Bevölkerung.
Ausstellungseröffnung am 6. November, 17 Uhr, Neue Synagoge, Oranienburger Straße 28/30, 10117 Berlin
Die Konzertreihe »Keduscha« findet unter der künstlerischen Leitung von Ud Joffe in der Jesus-Christus-Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlem statt, die ein Zentrum der Bekennenden Kirche und des christlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus war. Sie erinnert in vier musikalischen Veranstaltungen an die Existenz vielfältiger jüdischer Traditionen in Deutschland.
5., 6., 12., 13. November, 20 Uhr, Jesus-Christus-Kirche, Hittorfstraße 23, 14195 Berlin
Zeitzeugen aus der Jüdischen Gemeinde und der Bekennenden Kirche erinnern sich an den 9. November 1938. Mit Inge Borck, Jutta Frost, Rudi Simonsohn, Horst Tichauer, Rudolf Weckerling; angefragt: Inge Deutschkron, Ruth Galinski.
Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlem, Großer Saal, Thielallee 1, 14195 Berlin
Im Raum der Namen und im Stelenfeld des Denkmals für die ermordeten Juden Europas werden Biografien von Pogromopfern zu hören sein. Für die Dokumentation recherchiert die Projektgruppe Raum der Namen hundert Biografien von Menschen, die während des Pogroms ermordet wurden.
9. November, 10–19 Uhr, Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Cora-Berliner-Straße 1, 10117 Berlin
Die Stiftung Topographie des Terrors und der Fachbereich Holocaust Studies des Touro Colleges Berlin laden zu einem zweitägigen Symposium in den Martin-Gropius-Bau. Namhafte Wissenschaftler diskutieren unterschiedliche Aspekte des Novemberpogroms.
10./11. November, Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin