Sobibor, an der Ostgrenze des Distrikts Lublin des Generalgouvernements gelegen, war neben Belzec und Treblinka eines der drei Vernichtungslager der »Aktion Reinhardt«. Der fabrikmäßige Massenmord an über 250.000 Juden in Sobibor begann im Mai 1942.
Der 1921 in der Südukraine geborene Waispapir, der als Soldat der Roten Armee in Kriegsgefangenschaft geraten war, wurde als Jude aussortiert und nach Sobibor verschleppt. Dort wurde er im Gegensatz zu den allermeisten Deportierten nicht sofort nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet, sondern den sogenannten Arbeitshäftlingen zugeordnet, deren Aufgabe die Aufrechterhaltung des Lagerbetriebs war.
Unter den Häftlingen bildete sich eine Widerstandsgruppe heraus mit dem Ziel, die ukrainischen und deutschen Wachmannschaften zu überwältigen und aus dem Lager auszubrechen. Waispapir gehörte zu den acht Häftlingen, die unter der Führung des ebenfalls sowjetischen Juden Alexander Petschjorski (1909–1990) den Aufstand planten und mit vorbereiteten. Der mit Messern, Beilen und mit erbeuteten Schusswaffen geführte Aufstand war erfolgreich: 200 Häftlinge konnten aus dem Lager fliehen, von denen 47 das Ende des Zweiten Weltkrieges erleben sollten. Ihr Aufstand wurde später vor allem durch die Erzählungen der Überlebenden Jules Schelvis (1921–2016) und Thomas »Toivi« Blatt (1927–2015) überliefert.
Waispapir, dessen ganze Familie während der deutschen Besatzung seiner Heimat ermordet wurde, heiratete nach dem Krieg und wurde Vater von zwei Söhnen. Er lebte und arbeitete vor allem in Städten der Ostukraine, bevor er sich zur Ruhe setzte und 1994 in die Hauptstadt Kiew zog.
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