Nach zehnjähriger Wanderschaft und über 40 Stationen in Deutschland, Österreich und Belgien kommt die von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas konzipierte Ausstellung über die Militärjustiz im Nationalsozialismus zurück nach Berlin.
Im Zentrum der Ausstellung stehen individuelle Fallgeschichten, die nicht nur von als Deserteure abgeurteilten Wehrmachtsangehörigen handeln, sondern auch von sogenannten Wehrkraftzersetzern und Volksschädlingen. Zu den Opfern der NS-Militärjustiz zählen ebenso Widerstandskämpfer aus nahezu ganz Europa, die in ihren von der Wehrmacht besetzten Heimatländern oder in Deutschland inhaftiert, vor Gericht gestellt und in großer Zahl exekutiert wurden. Zudem proträtiert die Ausstellung Militärjuristen und Gerichtsherren der Wehrmacht und stellt ihr Handeln im System sowie ihre Karrieren nach 1945 dar.
Insgesamt wurden mindestens 22.000 Menschen hingerichtet, unzählige andere starben in Lagern oder in Strafeinheiten. Die Fallgeschichten sind in Überblicksdarstellungen zur Geschichte der deutschen Militärjustiz zwischen 1871 bis 1939 eingebettet. Zum Schluss nimmt die Ausstellung die Ausgrenzung und Nichtachtung überlebender Justizopfer in den deutschen Nachkriegsstaaten in den Blick, sie informiert über Unrecht und Willkür der NS-Militärjustiz und dient der gesellschaftlichen Verankerung der erst zwischen 2002 und 2009 erfolgten rechtlichen Rehabilitierung ihrer Opfer. Für ihre erneute Präsentation in Berlin wurde die Ausstellung um einen Überblick der erinnerungspolitischen Entwicklungen der letzten zehn Jahre ergänzt.
Eröffnungsprogramm in Berlin:
Die feierliche Eröffnung findet am 23. März 2017, um 19.00 Uhr im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors statt. Es spricht Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, sowie Dirk Behrendt, Justizsenator des Landes Berlin. Der Zeitzeuge Ludwig Baumann, Wehrmachtsdeserteur und Mitgründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, musste leider aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Es ist ihm jedoch ein Anliegen, auf die andauernde Bedeutung des Erinnerns an die Opfer der NS-Militärjustiz hinzuweisen. Gerade weil das öffentliche Gedenken an die wegen Fahnenflucht, Kriegsdienstverweigerung oder »Kriegsverrat« hingerichteten Menschen einiges zu wünschen übrig lasse, sei die Ausstellung von besonderer Bedeutung. Musikalisch wird die Eröffnung durch die Cellistin Sofia Chekalina, eine Studentin der Musikhochschule »Hanns Eisler«, umrahmt.
Konzept:
Konzipiert wurde die Ausstellung 2007 von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e. V.
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Ausstellungskatalog:
Der Begleitband zur Wanderausstellung dokumentiert mit zahlreichen Fotos, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Aktenstücken das Schicksal von Soldaten und Zivilisten, die zwischen 1939 und 1945 zu Opfern der deutschen Wehrmachtjustiz wurden.
ISBN 978-3-942240-26-0
Preis: 15 Euro, unter E-Mail info [at] stiftung-denkmal.de erhältlich.
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Ausstellungseröffnung: 23. März 2017, 19.00 Uhr
Ausstellungsort: Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin
Ausstellungsdauer: 24. März 2017 bis 17. April 2017
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 20 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Führungen durch Ausstellung mit dem Kurator Dr. Ulrich Baumann: 25. März 2017 (14 Uhr) und 8. April 2017 (14 Uhr)
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Kontakt:
Stiftung Topographie des Terrors
Tel. +49 (0)30 – 254509-0, E-Mail: veranstaltungen [at] topographie.de, www.topogarphie.de
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Tel.: +49 (0)30 – 26 39 43 66, E-Mail: presse@stiftung-denkmal.de, www.stiftung-denkmal.de