Vom 7. bis 27. März 2015 präsentieren der Kulturverein Schloss Goldegg und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« im Hofstall von Schloss Goldegg.
Eröffnung
Die feierliche Eröffnung findet am Abend des 6. März 2015 ab 19.00 Uhr im Schloss Goldegg, Hofmark 1, 5622 Goldegg statt. Nach einem Grußwort gibt Dr. Magnus Koch, Co-Kurator der Ausstellung, eine kurze Einführung in die Ausstellung. Danach erläutert Mag. Thomas Geldmacher, Koordinator des österreichischen Teils der Ausstellung, die Auseinandersetzung mit den Verfolgten der Militärjustiz im Nachkriegsösterreich. Im Anschluss daran werden der Pianist Paul Gulda und die Sängerin Agnes Palmisano im Rittersaal Musik, Lieder und Texte zum Thema Vertreibung, Widerstand und Versöhnung bringen (unter anderem von Brecht/Eisler, Soyfer, Bachmann und Mozart).
Hintergrund zur Ausstellung
Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den Alltag der Wehrmachtjustiz kennzeichneten, wie tausende Männer und Frauen, Soldaten und Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen und als Deserteure, so genannte Wehrkraftzersetzer oder Volksschädlinge, ihr Leben verloren.
Mit Ablehnung und Feindschaft begegnete die Mehrzahl der Deutschen und Österreicher nach 1945 den überlebenden Opfern der Wehrmachtjustiz. Vielen gelten die Verurteilten bis heute als Verräter oder Feiglinge. Dabei hat der Deutsche Bundestag im September 2009 die letzten Unrechtsurteile der Wehrmachtjustiz des Zweiten Weltkrieges aufgehoben. Der österreichische Nationalrat beschloss im Oktober 2009 das »Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz«, mit dem österreichische Wehrmachtsdeserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz als pauschal rehabilitiert gelten.
Deserteure in Goldegg
Nach den Städten Wien, Klagenfurt und Dornbirn wird die Ausstellung erneut in Österreich, erstmals im Land Salzburg, präsentiert. Anlass dafür ist der 70. Jahrestag des »Sturms auf Goldegg« vom 2. Juli 1944. Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus der Region hielten sich mit Unterstützung einiger Personen aus der Bevölkerung versteckt, um nicht in den längst verloren Krieg einrücken zu müssen. Diesem Akt des Widerstandes stellten die Nationalsozialisten eine für Österreich beispiellose Verfolgungsaktion entgegen, an der sich rund 1000 Angehörige von Waffen-SS und Gestapo beteiligten. In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 1944 wurden rund 50 Personen verhaftet, viele davon in Konzentrationslager verschleppt. Durch die Verfolgung starben 14 Personen. Einige Geschichten der Deserteure aus Goldegg werden in der Ausstellung erzählt.
Lange Zeit gab es nur vereinzelt Bemühungen, der Opfer von 1944 zu gedenken. 70 Jahre nach den Geschehnissen, im Jahr 2014, wurden zahlreiche Veranstaltungen organisiert und eine breite mediale Diskussion über ein Denkmal für die Opfer geführt. Als Folge dessen gibt es derzeit in Goldegg an drei Orten Gedenktafeln, die in unterschiedlicher Weise an die damaligen Ereignisse erinnern.
Rahmenprogramm
Anlässlich der Ausstellungspräsentation in Goldegg hat der Kulturverein Schloss Goldegg ein umfangrei-ches Workshopangebot für Schulklassen entwickelt. Die Workshops werden vom 9. bis zum 27. März, Montag bis Freitag, jeweils dreimal täglich – um 9 Uhr, 11 Uhr und 13.30 Uhr – angeboten. Sondervereinbarungen sind möglich. Die Workshops dauern 1,5 Stunden. Der Eintritt ist frei.
Konzept
Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt – Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. Den österreichischen Teil der Ausstellung verantwortete der Verein »Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz. Gefördert wurde der österreichische Ausstellungsteil vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Bundesministerium für Justiz, dem Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, der Bezirksvertretung Leopoldstadt und der Bezirksvertretung Donaustadt.
Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter
http://www.stiftung-denkmal.de/ausstellungen/was-damals-recht-war.html
http://www.schlossgoldegg.at
Ausstellungskatalog
Der Begleitband zum österreichischen Teil der Wanderausstellung dokumentiert das Schicksal von Soldaten und Zivilisten, die zu Opfern der Wehrmachtjustiz wurden. Der Katalog mit dem Titel »›Da machen wir nicht mehr mit…‹. Österreichische Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« ist für 24,90 Euro erhältlich (ISBN: 978385476-341-3).
Ausstellungseröffnung: 6. März 2015, ab 19.00 Uhr, Schloss Goldegg
Ausstellungsort: Hofstall von Schloss Goldegg, Hofmark 1, 5622 Goldegg
Ausstellungsdauer: 7. bis 27. März 2015
Öffnungszeiten: Do und Fr von 16 – 19 Uhr, Sa und So von 11 – 18 Uhr Eintritt frei
Workshops für Schulkassen: Mo bis Fr Beginn: jeweils 9 Uhr, 11 Uhr und 13.30 Uhr (Sondervereinbarung möglich) | Dauer: ca. 1,5 Stunden | Eintritt frei
Kontakt
Kulturverein Schloss Goldegg
Tel.: +43 (0)6415 – 8234
E-Mail: schlossgoldegg[at]aon.at
Internet: www.schlossgoldegg.at