Prof. Dr. Johannes Tuchel, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, hieß an diesem Herbsttag die rund 500 Gäste willkommen. Bundestagsvizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich appellierte an die tiefe historische und menschliche Verpflichtung, jüdischem Leben in Deutschland Raum zu geben und betonte, dass es »eine unmittelbare historische Lehre in Deutschland sei, die Würde des Menschen zu verteidigen und jede Relativierung zurückzuweisen«. Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli hatte zwei Botschaften mitgebracht: Jede einzelne Mensch ist verantwortlich dafür, dass der Hass nie mehr die Oberhand gewinnt und »dass auch das Gedenken und die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und an den Holocaust eine Gemeinschaftsaufgabe von herausragender Bedeutung bleibt«. Sie appellierte vor allem an den Zusammenhalt von jüdischen und muslimischen Bürgern, denn »da, wo Antisemitismus ist, da ist oft auch Islamfeindschaft«.
Besonders gerührt waren die Gäste von der Gedenkrede der Zeitzeugin und Germanistin Vera Friedländer. Sie beendete Ihre Worte mit einem Zitat Berthold Brechts: »Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!«.
Den diesjährigen Schülerbeitrag leiteten Schülerinnen und Schüler aus dem John-Lennon-Gymnasium. Sie fragten sich wie nach all den Gräueltaten des Nationalsozialismus heute wieder rechte Stimmen beispielsweise in Chemnitz laut werden können.
Den musikalischen Rahmen gestaltete der Saxophonist Alexander Beierbach. Am Ende der Zeremonie wurden weiße Rosen am Bahnsteig niedergelegt. Das Kaddisch sprach Rabbiner Jonah Sievers.
Die Gedenkzeremonie am »Gleis 17« ist eine gemeinsame Veranstaltung der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, dem Land Berlin, der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Israelitischen Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, der Deutschen Bahn Stiftung und der Inge Deutschkron Stiftung.