Steffen Hänschen erzählte sehr behutsam anhand von zahlreichen Bildern die Geschichte der einheimischen und später deportierten Juden. Er unterschied genau zwischen den Ereignissen, die sich exakt recherchieren ließen und den Schicksalen, die nur bruchstückhaft nachvollzogen werden konnten. Das Publikum war sehr ergriffen von den detaillierten Schilderungen des Autors. Im Gespräch mit Dr. Ulrich Baumann, stellvertretender Direktor der Stiftung, versuchte der Autor Fragen aus dem Publikum, so unter anderem: Ob man nicht hätte fliehen können, da es ein offenes Lager war?, aber auch Fragen nach den Tätern zu beantworten. Ein besonders spannender Augenblick ergab sich, als ein Geschwisterpaar, deren Großeltern aus Nürnberg in das Durchgangslager Izbica gebracht wurden, von ihren überlieferten Familienerinnerungen erzählten.
Hintergrund:
Die große Mehrheit der Juden, die Ende 1941 noch auf dem Gebiet des Deutschen Reichs lebten, wurde 1942 »nach Osten« deportiert und ermordet. Auch aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, der Slowakei und Luxemburg verschleppten die Nationalsozialisten weite Teile der jüdischen Bevölkerung in die Ghettos und Lager im besetzten Polen. Ein Hauptziel war der Distrikt Lublin, wo die Deportierten nicht sofort getötet, sondern auf Durchgangsghettos verteilt wurden. Das größte war Izbica. Im März 1942 begannen die »Aussiedlungen« aus Izbica, im November 1942 erklärten die Deutschen den Ort für »judenrein«. Im Zentrum der Studie stehen die Deportationen nach Izbica, das Geschehen am Ort sowie die Nachkriegsverfahren gegen deutsche Täter und polnische Kollaborateure.