Am 14. Dezember 2017 luden die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zur Buchvorstellung »Pilsen – Theresienstadt – Flossenbürg. Die Überlebensgeschichte eines tschechischen Intellektuellen« von Fridolín Macháček in die Botschaft der Tschechischen Republik ein.
Zu Beginn des Abends begrüßte Zuzana Chrištofová in Vertretung des Botschafters der Tschechischen Republik, S. E. Tomáš Jan Podivínský, die etwa 100 Gäste. Sie betonte die Bedeutung der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus, vor allem durch solche Zeitzeugnisse. Anschließend hielt Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, ein Grußwort. Er erläuterte, dass es über die Region des heutigen Tschechien im Nationalsozialismus und der dortigen Bevölkerung bisher sehr wenig Wissen und Berichte gebe und das Buch Macháčeks somit ein sehr wichtiges Zeitzeugnis darstellt.
Das Buch von Fridolín Macháček wurde schließlich von den Herausgebern Christa Schikorra, Dr. Jörg Skriebeleit und Jan Švimberský vorgestellt. Fridolín Macháček (1884 –1954) galt in der ersten Tschechoslowakischen Republik als vorbildlicher patriotischer Intellektueller: Der Direktor des Pilsener Stadtmuseums war Historiker, Denkmalschützer, Heimatforscher, Kulturförderer, Lehrer und Redakteur. Seine bohemistischen Aktivitäten brachten ihn 1944 in Gestapo-Haft, nach Theresienstadt und in das KZ Flossenbürg. Im November 1945 reiste er zusammen mit dem Pilsener Fotografen Mirko Křen (1920–1968) nach Flossenbürg zurück. Macháčeks Reisenotizen und Křens Fotografien dienten als Grundlagen für ein Buch, das im Sommer 1946 als erster tschechischer Erinnerungsbericht über dieses KZ erschien und nun, im Wallstein-Verlag veröffentlicht, auf Deutsch vorliegt.
Die Herausgeber präsentierten Ausschnitte seiner Aufzeichnungen im Zusammenhang mit anschaulichem Bildmaterial. Nach der Präsentation tauschten sich die Herausgeber mit dem Politiker und Publizisten Milan Horáček über das Buch und Macháčeks Ansichten aus. So war Ergebnis des Gespräches, dass Erinnerungen sich im Laufe der Zeit verändern und modifizieren. Nichtsdestotrotz sind Macháčeks Aufzeichnungen ein wichtiger, »wenn auch schlimmer« Erfahrungsbericht eines tschechischen »Intellektuellen« während des Holocaust.