Anlässlich ihres 90. Geburtstages lud die Stiftung Denkmal Nechama Drober erneut nach Berlin ein. Gemeinsam mit ihrem Sohn, Edik, dessen Frau und Tochter, kam sie am 12. September 2017 für einen Gesprächsabend in die Landesvertretung Baden-Württemberg.
Zu Beginn des Abends begrüßte Andreas Schulze, Dienststellenleiter der Landesvertretung Baden-Württemberg, die etwa 150 erschienenen Gäste. Er betonte die große Bedeutung solcher Zeitzeugengespräche. Anschließend hielt Jasna Causevic, Referentin für Südosteuropa der Gesellschaft für bedrohte Völker, ein Grußwort. Sie erläuterte die Situation verfolgter Minderheiten damals und heute und den Kampf um Entschädigungsleistungen der Wolfskinder. Ihr schloss sich Klaus Weigelt, Vorsitzender der Stiftung und der Stadtgemeinschaft Königsberg e. V., an. Er gab einen kurzen biographischen Abriss des Lebens von Frau Drober und ging vor allem auf Königsberg und ihre unterschiedlichen Lebensstationen ein.
In einem eindrucksvollen Gespräch mit Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, den sie seit nunmehr über 10 Jahren kennt, schilderte Frau Drober schließlich selbst ihre sehr schmerzvollen Lebenswege. Sie wurde als Hella Markowsky in der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg geboren. Dort war sie Augenzeugin der Deportationen von Juden im Sommer 1942, bei denen sie engste Freunde, Verwandte und Schulkameraden verlor. Sie erlebte die Zerstörung ihrer Heimatstadt durch alliierte Bomber im Sommer 1944 und die gewaltsame Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee Anfang 1945. Ihr Vater wurde nach Sibirien verschleppt, ihre Mutter und ihr fünfjähriger Bruder verhungerten. Hella floh auf Grund der Hungersnot mit ihrer Schwester von Königsberg ins Umland und weiter nach Litauen. 1949 siedelten sie mit ihrem Ehemann in das moldauische Kischinew über, wo sie bis zu ihrer Ausreise nach Israel 1990 wohnte. Auf die Frage, was Heimat für sie bedeute, sucht Nechama Drober nach Worten und antwortet: »Heimat, Heimat, das kann man nicht erklären, das fühlt man! Das Gefühl von Heimat, das hatte ich nur in Königsberg!«