Am Dienstag, den 20. Juni 2017, fand im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors die Vorstellung des Buches »Ausgegrenzt! Warum? Zwangssterilisierte und Geschädigte der NS-›Euthanasie‹ in der Bundesrepublik Deutschland« statt. Das Buch ist im Metropol-Verlag erschienen, Herausgeberin ist Margret Hamm, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die rund 100 Gäste, indem er auf die gesellschaftliche Bedeutung dieses Themas einging. Anschließend folgte ein Grußwort von Günter Saathoff, dem Vorstand der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«. Herr Saathoff ist in dem vorgestellten Buch ebenfalls mit einem Beitrag vertreten. In seinem Grußwort ging er auf die Schwierigkeiten im gesellschaftlichen, juristischen und politischen Anerkennungsprozess der Zwangssterilisierten und Geschädigten der NS-›Euthanasie‹ als Opfergruppe des Nationalsozialismus ein.
Ein persönlicher Zugang zu den Leiden der Zwangssterilisierten und Geschädigten der NS-›Euthanasie‹ wurde durch die Lesung einzelner Biographien und Interviews durch die Schauspieler Linn Sanders und Andreas Pfaffenberger hergestellt. Durch die eindringliche Darstellung der Erlebnisse und Erfahrungen dieser Opfergruppe wurden deren Schicksale dem Publikum eindrücklich nahe gebracht. Im Anschluss an die Lesung folgte ein Kommentar von Margret Hamm, der Herausgeberin des Buches und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten. Diese ging auf das Buch und die Probleme und Schwierigkeiten bei der Anerkennung der Opfer und der Aufarbeitung ein. Als sich 1987 der Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten gründete, konnten erstmals ihre Interessen politisch und gesellschaftlich vernehmbar vertreten werden. Doch die Aktivitäten stießen auch auf Widerstände, da Mechanismen und Strukturen der Ausgrenzung die NS-Zeit überdauert hatten. Denkmuster von »lebensunwertem« Leben wirkten über Jahrzehnte in der Bundesrepublik fort – und behaupten sich bis in die Gegenwart.
Anschließend folgte eine rege Diskussion mit dem Publikum über die Problematiken, die diese Opfergruppe und deren Nachkommen sowie Unterstützer zu bewältigen haben.