Am 23. Februar lud die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu einem Zeitzeugengespräch im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Holocaust-Überlebenden Ingeburg Geißler ein. Zur Veranstaltung kamen 150 Gäste.
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, begrüßte die Gäste und führte historisch in das Thema ein. Anschließend sprach Dr. Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur des Landes Berlin, ein Grußwort, bei welchem er die gesellschaftliche Bedeutung solcher Zeitzeugengespräche betonte.
Den Begrüßungsworten folgte das Gespräch der 84-jährigen Zeitzeugin Ingeburg Geißler mit Knut Elstermann. Frau Geißler bestätigte zu Beginn die Bedeutung von Zeitzeugengespräche für die Gesellschaft und für sie persönlich. Das Gespräch verlief biographisch. Ihre Eltern wanderten mit der einjährigen Tochter 1933 nach Palästina aus, mussten jedoch aus gesundheitlichen Gründen ein paar Monate später wieder zurück nach Deutschland. Ihre Eltern ließen sich scheiden, um die Mutter und das Kind vor Zwangsmaßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber zu schützen. Der jüdische Vater musste 1938 auf Grund der nationalsozialistischen Bedrohungen nach Shanghai auswandern. Bis zu der Deportation nach Theresienstadt im Januar 1945 lebte Frau Geißler wohlbehütet aber unter schweren gesellschaftlichen Bedingungen bei ihrer Großtante in Marbach bei Erfurt. Nach der Befreiung am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee wurde Frau Geißler »zum zweiten Mal neugeboren« und kehrte zu ihrer Familie zurück. Anschließend besuchte sie das Internat in Wickersdorf in Thüringen und studierte schließlich Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin, um vor allem auch dem Wunsch ihrer Mutter »Denen werden wir es zeigen!« mit einer sehr guten Schul- und Ausbildung nachzukommen. Dem Wunsch ihres Vaters, der mittlerweile in die USA ausgewandert war, bei ihm zu leben, kam sie auf Grund ihrer Verbundenheit zu den deutschen Verwandten, Freunden und ihrer Arbeit nicht nach und blieb bis heute in Deutschland.