Anlässlich der dritten, erweiterten Auflage des Zeitzeugenberichts der Überlebenden Nechama Drober »Ich heiße jetzt Nechama. Mein Leben zwischen Königsberg und Israel« luden die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie Flucht Vertreibung Versöhnung am Donnerstag, den 18. Juni 2015, zu einem Zeitzeugengespräch in die Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. Da Nechama Drober aus dem ostpreußischen Königsberg stammt, das Partnerstadt des nordrhein-westfälischen Duisburg ist, fiel die Wahl des Veranstaltungsortes auf die Landesvertretung.
Nach der Begrüßung durch Volker Meier, Leiter der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen, folgte eine biografische und thematische Einführung durch die Publizistin Dr. Helga Hirsch, in der sie gestand, trotz mehrmaligen Lesens jedes Mal aufs Neue tief bewegt zu sein »von dem ungewöhnlichen Schicksal dieser Frau, von ihrem Mut immer wieder neu aufzubrechen und ihrem Weiterleben ohne Groll«.
Anschließend betraten Nechama Drober, die 1927 als Hella Markowsky in der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg geboren wurde, und Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, die Bühne. Nach einer kurzen thematischen Einordnung durch Uwe Neumärker sprach Nechama Drober über ihre Erinnerungen zu Kriegszeiten sowie über die Ereignisse danach, wie sie als Waise mit ihrer Schwester Rita aus Königsberg flüchtete, nachdem die Rote Armee Ostpreußen erobert hatte. In ihrem ostpreußischen Dialekt berichtete die Überlebende von den Stationen ihres Lebens, von dem Misstrauen, das ihr entgegenschlug, weil sie als deutsche Jüdin überlebt hatte. Die Verachtung ihrer Mitmenschen für alles Deutsche, auch die Sprache, führte schließlich zur Namensänderung. Zuletzt sprachen die Überlebende und Uwe Neumärker über die kurz bevorstehende Reise nach Minsk, dem Ort der Deportation und Ermordung vieler Freunde und Verwandten Nechama Drobers. Auf die Frage, was sie nun kurz vor dieser Reise, die ihr erster Besuch in Minsk sein wird, empfinde, antwortete Nechama Drober: »Das lässt sich nicht so leicht sagen. Ich habe Angst. Aber es ist auch eine große Ehre, dass ich das noch erleben darf.«
Im Anschluss an das Gespräch lud die Landesvertretung Nordrhein-Westfalen zu einem Empfang im Atrium, an dem viele Gäste teilnahmen, von denen zahlreiche sich noch einmal persönlich bei Nechama Drober bedankten und ihr Hochachtung und Anerkennung für den mutigen Lebensbericht zollten.