Am 18. Juni fand im Kiewer Roma-Theater »Romans« eine Pressekonferenz anlässlich der Einweihung der Gedenkorte für die ermordeten Roma und zur aktuellen Situation der Roma in der Ukraine statt.
Eröffnet wurde die Pressekonferenz mit dem Grußwort von Dr. Ernst Reichel, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Ukraine, Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, und Ihor Krykunov, dem Direktor des Theaters »Romans«. Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, stellte das Projekt »Erinnerung bewahren« vor. Mykhailo Tyyagly erläuterte den historischen Kontext des nationalsozialistischen Völkermordes an Roma auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Zola Kondur, Vizepräsidentin des Vereins der Roma-Frauen »Chirikli«, und Volodymyr Yakovenko, Koordinator des Sekretariats der Zwischenbehördlichen Arbeitsgruppe zur Umsetzung der »Roma-Strategie in der Ukraine«, sprachen über die aktuelle Situation der Roma, ihre Diskriminierung und Gewalttaten gegen Angehörige der Minderheit. Die ukrainische Gesellschaft muss lernen, Roma als Teil der Gesellschaft und die Geschichte der Roma als Teil ihrer Geschichte zu sehen, so die einhellige Meinung.
Anschließend begab sich die Delegation nach Iwanopil, wo eine erste Informationsstele für Opfer der deutschen Besatzung, darunter 40 bis 80 Roma der Gemeinde übergeben wurde.
Danach würdigte eine Gedenkzeremonie die jüdischen Opfer am Massengrab außerhalb des Orts. Am 19. Juni wurde ein Gedenk- und Informationsort für die 32 bei lebendigem Leibe verbrannten Roma in Bazewe bei Kalyniwka unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit eröffnet. Verschiedene Generationen gedachten des tragischen Schicksals der Opfer. Fast 300 Gäste, mehrheitlich Einwohner des Dorfes und der Umgebung, nahmen trotz der enormen Hitze an der Einweihung des Gedenkortes für die 1942 von Deutschen ermordeten 80 Roma in Diwoschyn, nahe der weißrussischen Grenze, teil. Diese Anlage besteht aus einem Stein mit Widmung, einer Informationsstele und 80 Birken. Das Theater »Romans« bot einen künstlerischen Rahmen.
Am Morgen des 20. Juni fand die feierliche Eröffnung der Informationsstele in Kolodjanka statt. Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Rede von Zehava Dotan aus Israel, deren Mutter zu den wenigen jüdischen Überlebenden aus dem Ort gehört. Schülerinnen verlasen die Namen der Opfer, die sie im Rahmen der pädagogischen Arbeit des Projektes recherchiert haben. Den Abschluss der Zeremonien bildeten zwei Veranstaltungen am Nachmittag in Ljubar. Die letzte Jüdin am Ort, Maia Bondarchuk, erzählte über ihre ermordeten Großeltern. Ellen Schindelman-Kowitt aus den USA erzählte in Anwesenheit ihres Bruders eindrucksvoll über die Geschichte ihrer Familie, die seit über 200 Jahren in Ljubar lebte und zum großen Teil im Holocaust vernichtet wurde.
Im September dieses Jahres werden weitere Gedenk- und Informationsorte in den Gebieten Shytomir und Winniza sowie eine Freiluftausstellung Berdytschiw eingeweiht.