Anlässlich der Erstveröffentlichung der deutschen Ausgabe von Witold Pileckis Bericht »Freiwillig nach Auschwitz« und des 100. Geburtstags Jan Karskis hatte die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Berlin am 26. März 2014 zu einem Gespräch mit Prof. Dr. Timothy Snyder eingeladen. Der amerikanische Historiker, Autor des Buches »Bloodlands« und Träger des »Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken« der Heinrich-Böll-Stiftung, gab einen Einblick in die Schicksale Witlod Pileckis und Jan Karskis, die als Augenzeugen noch während des Krieges über den Holocaust berichteten.
Witold Pilecki (*1901) war Kavallerieoffizier der polnischen Armee und Mitbegründer der Widerstandsbewegung gegen die Besatzung. 1940 ließ er sich ins KZ Auschwitz einliefern und floh 1943. 1948 wurde Pilecki als »westlicher Spion« hingerichtet. Jan Karski (1914–2000) war nach 1939 Kurier zwischen der Führung der Heimatarmee im deutsch besetzten Polen und der polnischen Exilregierung in London. Nachdem ihn jüdische Partisanen ins Warschauer Ghetto und das Durchgangsghetto Izbica eingeschleust hatten, informierte er 1942/43 die britische und die amerikanische Regierung über die systematische Ermordung der Juden, ohne das etwas unternommen wurde.
Nach einem Grußwort von Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, und Robert Kostro, Direktor des Museums der Geschichte Polens (Warschau), folgte Snyders Vortrag, in dem er auf den Mut der beiden Männer verwies. Die Situation in den Lagern einzuschätzen und diese der Welt zu schildern sowie die Bedeutung des Holocaust als historisches Ereignis frühzeitig zu erkennen, stellte Snyder als Besonderheit der Berichte Pileckis und Karskis heraus. Im Anschluss führte Dr. Gerhard Gnauck, Polen-Korrespondent der Tageszeitung DIE WELT ein Podiumsgespräch mit Timothy Snyder.