Zur Erinnerung an die Opfer der NS-»Euthanasie« legte die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, einen Kranz in der Berliner Tiergartenstraße 4 nieder. Diesen Opfern widmet sich zudem die Ausstellung »Erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus«, die von Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt im Paul-Löbe-Haus des Bundestages eröffnet und von Bundespräsident Joachim Gauck als erstem Gast besucht wurde. Die von der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Kooperation mit den Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors entwickelte Ausstellung, rückt jene Opfer ins Zentrum, die lange am Rande des öffentlichen Interesses und Gedenkens standen. Sie wird bis zum 28. Februar im Paul-Löbe-Haus und ab dem 25. März im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors gezeigt.
Die offizielle Gedenkstunde des Deutschen Bundestages war in diesem Jahr insbesondere den Millionen Opfern unter den sowjetischen Zivilisten und Kriegsgefangenen gewidmet. Am 27. Januar 1944 – vor genau 70 Jahren – endete die 900-tägige Leningrader Hungerblockade, der etwa eine Million Menschen zum Opfer gefallen waren. Der 95-jährige russische Schriftsteller Daniil Granin, Überlebender der Leningrader Blockade, hielt vor den Abgeordneten des Bundestages und geladenen Gästen eine eindrucksvolle Rede. Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte eingangs die »menschenverachtende Rassenideologie« der Nationalsozialisten für das systematische Morden in Auschwitz und Leningrad verantwortlich gemacht.
Mit einer Kranzniederlegung am Denkmal für die verfolgten Homosexuellen setzten der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg und die Stiftung Denkmal ein gemeinsames Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. An der Gedenkfeier mit mehr als 100 Teilnehmern beteiligten sich auch alle Fraktionen des Deutschen Bundestages, Berliner und Brandenburger Abgeordnete.
Welche Rolle das Gedenken im Berliner Stadtraum spielt, konnten Interessierte auf einem Gedenkrundgang erfahren, der von der Stiftung Denkmal veranstaltet wurde. Ausgehend vom Holocaust-Denkmal wurden auf dem zweieinhalbstündigen Spaziergang verschiedene Gedenkstätten in der näheren Umgebung erkundet. Im Ort der Information unter dem Stelenfeld fand im Anschluss eine Kuratorenführung durch die Ausstellung statt.
Den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus widmet sich der neueste Band der Edition »Judenverfolgung 1933–1945«, der am Abend ebenfalls im Ort der Information vorgestellt wurde. Nachdem Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, die zahlreichen Gäste begrüßt hatte, wandten sich der Mitherausgeber Prof. Dr. Dieter Pohl und Markus Meckel, Außenminister a. D. und Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, mit Grußworten an das Publikum. Dr. Klaus-Peter Friedrich gab einen Einblick in die Arbeit am neunten Band »Judenverfolgung im besetzten Polen. August 1941–1945«, der auf 16 Bände angelegten Quellenedition, die zu einem Schriftdenkmal für die ermordeten Juden werden soll. Uwe Neumann las Texte aus der Publikation.
Auch in zahlreichen anderen Gedenkstätten und kulturellen Einrichtungen fanden an diesem Tag Veranstaltungen statt. So wurde beispielsweise am U-Bahnhof Hansaplatz eine Gedenktafel mit 1.030 Namen jüdischer Bürger des Hansaviertels enthüllt, die während des Nationalsozialismus vertrieben, deportiert oder ermordet wurden.