Zum fünften Jahrestag der Einweihung des Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde in der Tiergartenstraße 4 luden die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Förderkreis Gedenkort T4, die Topographie des Terrors, die Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. sowie das Kontaktgespräch Psychiatrie in die Berliner Philharmonie zu einer Gedenkstunde und daran anschließende Foren ein.
Die Veranstaltung wurde vom Utopia Orchester, das zur Werkstatt Utopia, dem inklusiven Musik-Projekt des Vereins KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. gehört, musikalisch umrahmt. Viki Volovik (Klavier und Komposition), Mariano Domingo (Klarinette) und Isolde Weitz (Geige) spielten die »Farben Suite«, »Utopia Blue, Tiefes Blau« sowie »Trio für Geige, Klarinette und Klavier«.
Die 450 Gäste wurden von Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, begrüßt. Er erläuterte den Anlass der Veranstaltung – das fünfjährige Bestehen des Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde, mit dem die Bundesregierung an die etwa 300.000 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie »rassisch« und sozial unerwünschte Menschen, die zwischen 1939 und 1945 im Deutschen Reich und im deutsch besetzten Europa als »lebensunwert« getötet wurden, erinnert.
Nach ihm sprach Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, Bürgermeister von Berlin, über die Geschichte des Ortes und schloss mit den Worten: »Wenn wir alle heute hier der Opfer gedenken, denen man ihre Menschenwürde absprach und die man kaltblütig umbrachte, so tun wir dies in der Verantwortung für diese deutschen Verbrechen, aber und vor allem in der Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft, jedwede Ausgrenzung vermeintlich anderer – auch die verbale – zu bekämpfen.«
Ihm folgten Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, und Sigrid Falkenstein – Mitinitiatorin des Gedenkortes. Briefe von Opfern las Prof. Dr. Michael von Cranach – der als Psychiater und Mediziner die Geschichte der »Euthanasie« sowie den langen Weg der Erinnerung skizzierte.
Die Vorsitzende des Förderkreises Gedenkort T4, Irit Kulzk, schloss die Veranstaltung und dankte allen Beteiligten und Gästen sowie dem Künstlerduo Andreas Knitz und Horst Hoheisel – die eine große Betonstele nachgebildet hatten, die direkt auf das Denkmal für die ermordeten Juden verweist und auf dem Grundriss der ehemaligen Planungs- und Verwaltungszentrale für das »Euthanasie«-Programm in der Tiergartenstraße 4, heute im Foyer der Berliner Philharmonie, steht. Die sogenannte Euthanasie war das erste systematische Massenverbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Sie gilt als Vorstufe zur Vernichtung der europäischen Juden.
Im Anschluss legten die Teilnehmer und Gäste, unter Ihnen Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Blumen und Kränze am Denkmal in der Tiergartenstraße nieder.
Der Gedenkstunde folgen verschiedene Foren und Workshops zum Thema.