Mit dem Themenjahr wurde an die Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 sowie die Novemberpogrome 1938 und die damit verbundene Verdrängung und Zerstörung einer kulturellen Vielfalt erinnert. Das von der zuständigen Senatsabteilung für kulturelle Angelegenheiten initiierte Themenjahr hat in Berlin alle Erwartungen übertroffen. Das zeigte unlängst die abschließende Bilanz der gemeinnützigen Landesgesellschaft »Kulturprojekte Berlin«, unter deren Federführung das Aktionsjahr stand. Demnach beteiligten sich am Themenjahr weit mehr als 170 Partner – darunter eine Vielzahl von Museen, Vereinen, Unternehmen, Galerien, Künstlern, Kircheneinrichtungen sowie Gedenk- und Erinnerungsstätten, die sich mit ganz unterschiedlichen Aktivitäten am Themenjahr beteiligten. Organisiert wurden unter anderem Ausstellungen, Diskussionsrunden, Lesungen, Publikationen, Filmtage, Konzerte, Stadtführungen und Rundgänge, aber auch temporäre Kunstprojekte.
Ein wichtiger Teil des Projektjahres war unter anderem eine über die ganze Stadt verteilte Freiluftausstellung, die auf übergroßen Litfaßsäulen über 200 Portraits einzelner Menschen zeigte, die Opfer von Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung durch die Nationalsozialisten wurden. Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas selbst gestaltete drei Säulen mit insgesamt neun Portraits, die rund um das Holocaust-Denkmal aufgestellt waren. Zu den portraitierten gehörten unter anderem auch die Zeitzeugen Regina Steinitz (Israel) und Walter Frankenstein (Schweden), die beide die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin überlebten und im Laufe des Jahres die Möglichkeit hatten, die Litfaßsäulen mit ihren Lebensgeschichten zu besuchen.
Das Gedenkkonzert »Irgendwo auf der Welt …« in Erinnerung an die Vertreibung des Komponisten Werner R. Heymann war für viele Besucher ganz sicher ein besonderes Erlebnis. Der Film- und Bühnenstar Dagmar Manzel sang am 9. April 2013 in der Komischen Oper Berlin Heymann-Chansons und gab gemeinsam mit den Musikern Tal Balshai (Piano / Akkordeon), Özgür Ersoy (Duduk / Bağlama), Knut Weber (Violoncello) und Andreas Weiser (Percussion) sowie dem Schauspieler Robert Gallinowski Einblick in Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Komponisten. Mit Operetten, Filmkompositionen und Liedern wie »Ein Freund, ein guter Freund«, »Liebling, mein Herz lässt dich grüßen« oder »Das gibt’s nur einmal« prägte Werner Richard Heymann das Musikleben der Weimarer Republik, bevor er Deutschland am 9. April 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlassen musste. Auf den Tag genau 80 Jahre später wurde mit einem Gedenkkonzert des Landes Berlin in Zusammenarbeit mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas an sein Wirken erinnert – stellvertretend für viele andere Emigranten, die maßgeblich zur Vielfalt dieser Stadt beitrugen.
Während des gesamten Jahres war auf dem Pariser Platz eine Freiluftausstellung zu besichtigen, die von der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum organisiert wurde. Die Ausstellung machte einerseits auf das Themenjahr und die historischen Ereignisse sowie andererseits auf die fünf Einrichtungen der Ständigen Konferenz (darunter auch die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas) aufmerksam. Mittlerweile ist die Schau Teil des Berliner Stadtbildes geworden und wird täglich von zahlreichen Touristen und Bewohnern der Hauptstadt wahrgenommen. Die meisten Besucher nehmen sich viel Zeit für die Ausstellung, lesen sich die Texte aufmerksam durch, machen Fotos, einige legen Blumen nieder. Noch bis zum 19. Dezember 2013 ist die Ausstellung zu besichtigen.
Ein Höhepunkt zum Abschluss des Themenjahres war am 7. November 2013 die Eröffnung der Ausstellung »Es brennt! 75 Jahre nach den Novemberpogromen 1938«. Den 75. Jahrestag der Novemberpogrome nahmen die Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Topographie des Terrors und Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zum Anlass, die erstmals im Jahre 2008 gezeigte Ausstellung »Es brennt!« zu überarbeiten und zu erweitern. Die Ausstellung, die von Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnet wurde und noch bis zum 2. März 2014 im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors zu sehen ist, widmet sich den Ereignissen in der Reichshauptstadt Berlin und zeigt an 26 Beispielen die architektonische Vielfalt jüdischer Kultusbauten in Mitteleuropa, ihre Zerstörung sowie den Umgang mit den Synagogen und ihren Ruinen nach 1938.