Obwohl der gebürtigen Czernowitzerin Hedwig Brenner Uniformen schon immer ein Gräuel waren, wusste sie, dass sie etwas unternehmen musste, als ihr Ehemann im Sommer 1941 verhaftet wurde: Wagemutig ging sie zur deutschen Kommandantur und setzte sich für seine Freilassung ein – mit Erfolg.
Hedwig Brenner wurde 1918 als Tochter jüdischer Eltern im österreichischen Czernowitz geboren. Obwohl die Stadt kurz darauf infolge des Ersten Weltkriegs an Rumänien fiel, wuchs sie in einem deutsch geprägten Milieu auf. Bereits zu Schulzeiten machte sie Erfahrungen mit Antisemitismus. Nach ihrem Schulabschluss 1936 studierte sie in Wien und Genf, kehrte jedoch nach dem »Anschluss« 1938 nach Czernowitz zurück. Bald darauf lernte sie den Ingenieur Gottfried Brenner kennen; im folgenden Jahr heirateten sie. Zwischen 1940 und 1941, als Czernowitz unter sowjetischer Herrschaft stand, arbeitete Hedwig Brenner in der Stadtbibliothek. Nach der deutsch-rumänischen Besetzung der Stadt musste sie kurzzeitig ins Ghetto ziehen. Durch die Arbeitsstelle ihres Mannes erhielt sie eine L-Karte, die sie vor der Deportation schützte. Im Frühjahr 1945, als die Stadt wieder von den Sowjets eingenommen war, nahm sie drei Auschwitz-Überlebende für mehrere Wochen bei sich auf. Im April reiste sie mit ihrer Familie nach Bukarest aus, und ließ sich schließlich in Boldești nieder. 1982 wanderte sie mit ihren zwei Söhnen, ihrer Mutter und ihrem Mann nach Israel aus. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 93 Jahre alt.
Hedwig Brenner (01151/sdje/0046), 20. Mai 2012 (Haifa). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durchführung: Daniel Baranowski, Teresa Schäfer und Daniel Hübner. Bearbeitung: Barbara Kurowska.