Als Dita Sperling im Sommer 1944 aus Kaunas deportiert wurde, hatte sie bereits ihren Mann, ihren Vater und zahlreiche Verwandte verloren. Sie war fest entschlossen, alles zu tun, um ihre Mutter zu retten. Zusammen überlebten die beiden die Lagerzeit und den Todesmarsch von Stutthof.
Geboren wurde sie 1922 im litauischen Kaunas. Sie wuchs in einem liberalen jüdischen Elternhaus auf und besuchte bis 1933 ein deutsches Gymnasium. 1941 heiratete sie den Bauingenieur Jehuda Zupovitsch. Nach dem deutschen Angriff auf Litauen floh sie mit ihrem Mann zunächst nach Jonava, kehrte jedoch bald zurück nach Kaunas. Ab Herbst 1941 musste sie mit ihrer Familie ins Ghetto ziehen und Zwangsarbeit leisten. Aufgrund der Hungersnot im Ghetto riskierte Dita Sperling täglich ihr Leben, um illegal Essen zu beschaffen. Im März 1944 wurde ihr Mann, der stellvertretender Polizeichef im Ghetto war, von den deutschen Besatzern erschossen. Im Sommer 1944 wurde das Ghetto aufgelöst, die Einwohner wurden deportiert; Dita Sperling und ihre Mutter kamen ins KZ Stutthof. Den Todesmarsch im Frühjahr 1945 überlebte die Mutter nur mit Hilfe ihrer Tochter. Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrte Dita Sperling nach Litauen zurück, wo sie studierte und später als Deutschlehrerin arbeitete. 1972 wanderte sie mit ihrem zweiten Mann und ihrem Sohn nach Israel aus. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 90 Jahre alt.
Dita Sperling (01152/sdje/0047), 22. Mai 2012 (Tel Aviv). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durchführung: Daniel Baranowski, Teresa Schäfer und Daniel Hübner. Bearbeitung: Barbara Kurowska.