Stark geprägt durch die behütete Atmosphäre seines Elternhauses erlebte Zwi Steinitz als Kind, wie seine Welt um ihn herum zerbrach. Als Vierzehnjähriger blieb er alleine zurück, als seine Familie deportiert wurde. Einsamkeit und Ohnmacht begleiteten ihn, bis er sich in Israel ein neues Leben aufbaute.
Zwi Steinitz wurde 1927 in eine akademische, musisch orientierte Familie in Posen geboren. Kurz nach Kriegsbeginn wurde die Familie in das Generalgouvernement verbannt. Von nun an prägten Armut und Unsicherheit sein Leben. Er versuchte, seine Eltern zu unterstützen und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Der Ghettoisierung in Krakau folgte 1942 die Deportation und Ermordung der Eltern und des Bruders. Auf sich alleine gestellt, überlebte Zwi Steinitz unter anderem die Konzentrationslager Plaszow, Auschwitz und Buchenwald sowie zwei Todesmärsche. Inmitten der Brutalität verlor er nie den Blick für die Momente der Menschlichkeit, die ihm andere entgegen brachten. Nach dem Krieg wanderte er nach Israel aus und wurde zu einem Fachmann für Blumenzucht und -export. Als ihn die Erinnerungen an seine Vergangenheit einholten, stellte er sich dem Prozess der Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte. Zum Zeitpunkt des Interviews war Zwi Steinitz 84 Jahre alt und lebte in Tel Aviv.
Zwi Steinitz (01135/sdje/0032), 11. Mai und 1. Dezember 2011 (Berlin und Tel Aviv). Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durchführung: Daniel Baranowski, Barbara Kurowska und Daniel Hübner. Bearbeitung: Teresa Schäfer.