Berlin ist die Stadt, in der er in der Illegalität den Krieg überlebte, in Verstecken, an deren genaue Zahl er sich nicht mehr erinnert. Was schon für eine Person unmöglich schien, war für Walter noch um ein Vielfaches komplizierter, da er mit seiner Frau Leonie und dem neugeborenen Sohn Peter untertauchen musste. In der Illegalität vergrößerten sie sogar ihre Familie um den zweiten Sohn Michael. Walter sagt, er kenne keine andere Familie, die vollzählig und wohlbehalten den Untergrund überlebt hat. Fragt man ihn, ob sie auch mal schlechte Erfahrungen mit »Helfern« gemacht hätten, so ist seine Antwort so sachlich, dass es einem graut: »Wenn wir verraten worden wären, dann könnten wir jetzt nicht miteinander reden.«
Sich mit Walter zu unterhalten, ist ausgesprochen angenehm, da er sich den Schalk im Nacken nie hat nehmen lassen. Ob er über seinen Schritt zum Atheismus am 1. April 1933 berichtet oder über das Verdienstkreuz, das er sich während seiner Illegalität beim Löschen eines Hauses verdiente, über die Zeit in Israel oder in der jetzigen Heimat Schweden, stets geschieht dies mit spitzbübischem Humor.
Walter Frankenstein hat sich für den Rest seines Lebens zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen Menschen von seinen Erfahrungen zu berichten. Nachdem er bei einem seiner letzten Besuche seinen Sohn Peter mitgebracht hatte, war er diesmal mit Michael und dessen Ehefrau im Ort der Information.