»Das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes – Eine Sackgasse der deutschen Erinnerungskultur?«
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar organisierte die Junge Union NRW ein Bildungsseminar mit Adam Kerpel-Fronius, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal, als Gast. Der Titel »Das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes – Eine Sackgasse der deutschen Erinnerungskultur?« war bewusst kontrovers gewählt. Wie im Gespräch, das mit ca. 20 jungen Teilnehmern online stattfand, deutlich wurde, hat sich seit der Eröffnung des Denkmals 2005 vieles verändert: Schien es damals einen weitgehenden gesellschaftlichen Konsens über die Notwendigkeit der Beschäftigung mit dem Holocaust zu geben, wird dieser Konsens vor allem am rechten Rand immer mehr infrage gestellt. Im Gespräch ging es vor allem um die Frage: wie gehen Gedenkstätten mit dieser Herausforderung um? Und: wie hält man die Erinnerung an den Holocaust wach, wenn alle Zeitzeugen verstummen? Wie vermittelt man die Relevanz der Vergangenheit an junge Menschen?
Adam Kerpel-Fronius betonte, dass das Bild von einer »Sackgasse«, in der sich die deutsche Erinnerungskultur befände, schief sei. Erinnerungskultur sei nichts Statisches, sondern ständigen Veränderungen unterworfen – jede Generation müsse ihren eigenen Zugang zur Geschichte finden. Insofern ist Erinnerungskultur kein gerader Weg, keine Sackgasse, sondern ein Schlingerkurs und ein Ergebnis ständiger Diskussionen. Je mehr Akteure – vor allem auch junge Menschen – sich daran beteiligen und bereit sind, verantwortungsvoll und kritisch mit Geschichte umzugehen, desto besser.