Prof. Dr. Wolfgang Benz, einer der renommiertesten deutschen Historiker, wird am 9. Juni 2021 80!
Geboren zwei Wochen vor dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, hätte – so scheint es im Rückblick – nichts anderes aus ihm werden können als einer, der sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts zur Lebensaufgabe macht.
Und so lag und liegt ein Schwerpunkt seines Wirkens in der Zeit des Nationalsozialismus und dessen europaweiten Verbrechen. Nach dem Studium promovierte sich Benz 1968 an der Universität München, war anschließend bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte und dann bis Herbst 2010 Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin. Von Ruhestand kann auch seitdem keine Rede sein – im Gegenteil: Sein Œuvre als Autor und Herausgeber wächst weiterhin Jahr für Jahr. Als eines der letzten Werke erschien 2019 die umfangreiche Monographie »Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler«. In keiner einschlägigen Bibliothek fehlen sein »Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart« in acht Bänden (2008–2015) oder »Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager« in neun Bänden (2005–2009).
Letzteres Mammutwerk – herausgegeben zusammen mit Barbara Distel und Angelika Königseder – war eine Reaktion auf den Bau des Holocaust-Mahnmals in Berlin und der Befürchtung geschuldet, dass wegen dieses Gedenkzeichens im Zentrum der Hauptstadt Deutschlands die historischen Orte der Verbrechen aus dem Blick geraten könnten. Auch deshalb ist Benz seit ihrer Gründung im Jahr 2000 der Sprecher des Beirats der Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und war maßgeblich an der inhaltlichen Konzeption der Dauerausstellung im Ort der Information unter dem Stelenfeld beteiligt. Es ist seiner Anregung in dieser Funktion zu verdanken, dass der Deutsche Bundestag am 9. Oktober 2020 die Errichtung einer Dokumentations-, Bildungs- und Erinnerungsstätte zur deutschen Besatzungsherrschaft in Europa 1939 bis 1945 beschloss. Und auch den 80. Jahrestag des Angriffs auf die Sowjetunion begleitet Benz – selbstverständlich – publizistisch.
Es bleibt, ihm eine geruhsame und ausnahmsweise geschichtsfreie Feier im Kreise seiner Familie zu wünschen, bevor es dann weitergeht – mit weiteren Büchern und Interventionen.