Am 8. September 1941 schließt die Wehrmacht den Ring um Leningrad, dem früheren Sankt Petersburg. Ziel der Belagerung ist es, die Metropole an der Newa »auszuhungern« und anschließend »vom Erdboden verschwinden zu lassen«. Die Versorgungslage der über 2,5 Millionen Einwohner – darunter etwa 400.000 Kinder – verschlechtert sich mit jedem Tag. Im Winter 1941/42 sinken die Temperaturen auf minus 40 Grad. Menschen verhungern oder erfrieren. Leichen auf den Straßen gehören zum Alltag.
Die elfjährige Tatjana Nikolaewna Sawitschewa hat im Frühjahr 1941 die dritte Klasse in Leningrad beendet. Von Dezember 1941 bis Mai 1942 notiert sie in einem Heft für Telefonnummern den Hungertod ihrer Schwestern Shenja und Leka, ihrer Großmutter, zweier Onkel und der Nachbarn.
Am 27. Januar 1944 befreit die Rote Armee Leningrad. Der fast 900-tägigen deutschen Hungerblockade sind zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Zivilisten – Kinder, Frauen und Männer – zum Opfer gefallen. Sie gilt als schlimmstes Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.