Am 25. Januar 2022 fand im Auditorium des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors eine Begleitveranstaltung zur aktuellen Sonderausstellung »Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów« statt. Unter dem Titel »Wir haben uns in einem offenen Dachstuhl versteckt«. Zeitzeugenberichte über die Verfolgung und Ermordung jüdischer Familien in Tarnów 1939–1945 hielten Dr. Margit Berner und Dr. Ulrich Bauman Hauptvorträge des Abends. Daria Lik und Marlon Frank lasen aus Zeitzeugenberichten vor. Die Veranstaltung wurde von Dr. Stephanie Bohra moderiert und wurde zusätzlich im Livestream gezeigt.
Hintergrund:
Während des Zweiten Weltkriegs stand die polnische Stadt Tarnów, 80 km östlich von Krakau gelegen, als Teil des Generalgouvernements unter deutscher Besatzung. Kurz vor Ausbruch des Kriegs machten Jüdinnen und Juden fast die Hälfte der etwa 50.000 Einwohner aus. Unmittelbar nach der Besetzung der Stadt durch die Wehrmacht im September 1939 begann ihre Verfolgung. Durch den Zustrom von Flüchtlingen nahm die jüdische Bevölkerung in der Stadt zunächst zu. Im Juni 1942 erfolgte die Errichtung eines geschlossenen Ghettos. Parallel zu den einsetzenden Deportationen in die Vernichtungslager wurden Tausende jüdische Frauen, Männer und Kinder in der Stadt von deutschen Kommandos erschossen. Im Zuge der Räumung des Ghettos im September 1943 wurden die letzten Personen deportiert. Nur wenige der einstigen jüdischen Bewohner der Stadt überlebten den Holocaust und konnten später davon berichten.