Am 24. Juni 1942 – vor 80 Jahren – wurden mit dem 16. Berliner »Osttransport« etwa 200 Berliner Jüdinnen und Juden verschleppt. Unter ihnen befand sich auch die Wirtschaftsprofessorin Cora Berliner.
Am Morgen des 19. Juni 1942 gerät Cora Berliner in eine Polizeifalle. Mit anderen Kollegen, die nicht bis Punkt acht Uhr im Büro erschienen sind, wird sie zur »überflüssigen« Mitarbeiterin erklärt und erhält den Deportationsbefehl.
Cora Berliner und fast 800 weitere jüdische Kinder, Frauen und Männer aus Berlin, Königsberg und der übrigen Provinz Ostpreußen werden am 26. Juni 1942 bei Minsk aus dem Zug getrieben. SS und Polizei ersticken die nicht Gehfähigen in sogenannten Gaswagen und erschießen die anderen an ausgehobenen Gruben im Wald von Blagowschtschina.
Cora Berliner, geboren in Hannover, bewährt sich früh in männlich dominierten Berufsfeldern, wird hohe Ministerialbeamtin und Hochschullehrerin. Die Nationalsozialisten versetzen sie 1933 in den Ruhestand. Fortan arbeitet sie für die Reichsvertretung der deutschen Juden. Sie verhilft bedrohten Menschen zur Emigration, sieht von der eigenen Auswanderung jedoch ab. Die Adresse des Denkmals für die ermordeten Juden Europas trägt seit 2005 ihren Namen.
Die Straßennamen am Holocaust-Denkmal verweisen auch auf die Schicksale Gertrud Colmars und Hannah Arendts. Ein Lesepult bietet seit Anfang 2022 Informationen zu den drei Jüdinnen: Gertrud Kolmar und Cora Berliner wurden ermordet. Hannah Arendt überlebte im Exil.
Angaben zum historischen Foto: Cora Berliner, 1920 © Leo Baeck Institute, New York, Cora Berliner Collection AR 1578