Der in Karlsruhe geborene Paul Niedermann wurde im Oktober 1940 im Alter von 12 Jahren mit seiner Familie zunächst in das südfranzösische Internierungslager Gurs und später nach Rivesaltes deportiert. Nachdem er aus dem Lager geflohen war, versteckte er sich im OSE-Kinderheim in Palavas-les-Flots in der Nähe von Montpellier.
Er musste mehrfach sein Versteck wechseln, bis er 1943 in die Schweiz flüchten konnte und dort dann auch das Kriegsende erlebte. Erst dann erfuhr er, dass nur er und sein Bruder überlebt hatten. Sein Großvater war in Gurs ermordet worden, seine Eltern in Auschwitz-Birkenau und Majdanek.
Paul Niedermann zog nach dem Krieg nach Paris und lebte dort bis zu seinem Tod. 1983 meldete er sich nach der Verhaftung des ehemaligen Lyoner Gestapo-Chefs Klaus Barbie beim Gericht und wurde als eines der »Kinder von Izieu« als Zeuge geladen. Seither besuchte er regelmäßig Schulen in verschiedenen Ländern, um von seiner Lebensgeschichte zu erzählen. Dabei betonte er immer wieder: »Solange ich noch lebe, kann ich gegen Ungerechtigkeit und Vergessen schreien. Aber wenn ich nicht mehr da bin und meine Generation, dann liegt es an euch aufzuschreien.«.
Paul Niedermann starb am 7. Dezember 2018 – vor 4 Jahren – im Alter von 91 Jahren in Paris.
Das erste Foto zeigt Paul Niedermann im März 1942, unmittelbar nach der Ankunft im Heim in Palavas-les-Flots. © Privatarchiv Paul Niedermann
Das zweite Foto zeigt Paul Niedermann während seines Zeitzeugeninterviews für das Videoarchiv »Sprechen trotz allem«. Aufgenommen wurde das Interview am 14. Oktober 2010 im Ort der Information in Berlin.
Das Videoarchiv beinhaltet lebensgeschichtliche Interviews mit Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und wird von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas bereitgestellt und betreut.