Seit Ausweitung des russischen Angriffskriegs auf die gesamte Ukraine hat das »Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine« mehr als 1700 Überlebende der NS-Verfolgung mit finanziellen Soforthilfen oder Hilfsgütern unterstützt und sucht neue Spendenpat:innen.
Seit September vergangenen Jahres hat das Hilfsnetzwerk mit Spendenpatenschaften bereits für eine regelmäßige Unterstützung von Überlebende gesorgt, kurz bevor die russischen Angriffe auf die kritische Infrastruktur die humanitäre Krise in der Ukraine weiter verschärften. Rund 100 Überlebende erhalten derzeit durch die Patenschaften 40 Euro monatlich für das Notwendigste zum Leben, etwa die Ausgaben für Lebensmittel oder Medikamente.
»Es ist jetzt besonders wichtig, die dauerhafte Unterstützung der Menschen vor Ort sicherzustellen. Viele Überlebende befinden sich in prekären Situationen und benötigen jetzt regelmäßige Unterstützung. Deshalb hoffen wir, dass weitere Menschen Patenschaften übernehmen und so die monatlichen Zahlungen gewährleisten«, erklärt Ragna Vogel, Koordinatorin des Hilfsnetzwerks.
»Wir konnten nicht einmal im Traum daran denken, dass wir einen weiteren Krieg durchmachen müssten.«
Olga P. M. (geb. 1939) wurde 1943 mit ihren Eltern und vier Schwestern aus Cherson nach Österreich verschleppt, wo ihre Eltern Zwangsarbeit leisten mussten. Olga P. M. lebt heute in Riwne und ist froh über die Patenschaft, die für sie aus Deutschland übernommen wurde. »Wir konnten nicht einmal im Traum daran denken, dass wir einen weiteren Krieg durchmachen müssten. Das hat unsere Gesundheit untergraben, denn wir sind alle ältere Menschen, unsere Gesundheit ist nicht mehr gut.«
Die Überlebenden der NS-Verfolgung, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, benötigen intensive Unterstützung. Neben ihrem hohen Alter sind viele von ihnen gesundheitlich eingeschränkt, bettlägerig und auf Pflege angewiesen. Sie können oder wollen nicht mehr fliehen. Alleine 46 Menschen, die über das Hilfsnetzwerk eine Patenschaft vermittelt bekamen, leben in der Frontregion Mykolajiw.
Partner:innen in der Ukraine sorgen für Alltag im Krieg
Ljudmila Sukovata arbeitet seit 23 Jahren für die Stiftung Verständigung und Toleranz, die sich für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine einsetzt. Sie ist Partnerin des Hilfsnetzwerks und steht in regelmäßigem Kontakt mit den Überlebenden. Mehrmals täglich klingelt ihr Telefon, denn der Gesprächsbedarf der Menschen ist gestiegen, viele traumatische Erfahrungen kommen wieder hoch. Gemeinsame Treffen mit den Überlebenden in Riwne, westlich von Kyjiw, sorgen für ein wenig Alltag inmitten des Krieges: »Das hilft allen, zu überleben und ihnen zu zeigen, dass man sich um sie kümmert und sie nicht allein lässt.«
Das »Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine« wurde am 9. März 2022 auf Initiative des Berliner Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI gegründet und besteht mittlerweile aus 50 Mitgliedern. Ziel ist es, die Überlebenden der NS-Verfolgung in der Ukraine, ihre Familien sowie durch den Krieg betroffene Kolleg:innen aus der Ukraine unbürokratisch und effektiv zu unterstützen. Etwa 40.000 NS-Überlebende leben in der Ukraine oder sind in den vergangenen Monaten aus ihrem Heimatland geflüchtet.
Ragna Vogel, Koordinatorin des Hilfsnetzwerks, steht gerne für Gespräche bereit. Gerne vermitteln wir auch Interviews zu Partner:innen in der Ukraine und Expert:innen aus dem Hilfsnetzwerk.
Die Koordination des Netzwerkes wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert.
Ansprechpartnerin: Ragna Vogel
Mobil: 01520-4756887
E-Mail: vogel@kontakte-kontakty.de
Webseite: https://hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de/
Spendenkonto bei der Berliner Volksbank:
Empfänger: Kontakte-Kontakty
IBAN: DE59 1009 0000 2888 9620 02
BIC: BEVODEBB
Stichwort: Patenschaften