Zum Stand der Temperaturmessungen und der Entwicklung eines Instandsetzungskonzepts
(aktualisiert im Mai 2024)
Im April 2016 begannen die Untersuchungen zur Temperaturentwicklung an den Stelen. Das Verfahren wurde durch den gerichtlich bestellten Sachverständigen entwickelt und mit dem Hersteller der Stelen sowie der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas abgestimmt. Um ein ganzheitliches Bild der Temperaturentwicklung zu erhalten, wurden anschließend über mehrere Jahreszeiten fortlaufend Messungen durchgeführt. Der Sachverständige hat zudem 15 Stelen unterschiedlicher Größe, Bauart und Standort ausgesucht, um unterschiedliche Sanierungsmethoden für eine mögliche Instandsetzung zu prüfen. Alle Arbeiten und die Messungen erfolgten unter Beteiligung des Stelenherstellers, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie eines unabhängigen Ingenieurbüros. Die jährlich fortgeführte Dokumentation der Rissbilder der Stelen zeigt nur sehr geringe Veränderungen des Zustandes der Stelen.
Anhand der jährlich fortlaufenden Messungen und der Dokumentation der Rissbilder der Stelen wird seit Sommer 2021 ein Gutachten zur Ermittlung der Ursachen der Rissbildung in den Stelen des Denkmals erstellt. Gegenstand dieses Gutachtens ist die Entwicklung und Prüfung eines Instandsetzungskonzepts für die Stelen des Denkmals für die ermordeten Juden Europas. Hierfür werden wissenschaftliche Materialprüfungen sowie weitere kontinuierliche Temperaturmessungen durchgeführt, zudem wird das mögliche Instandsetzungskonzept erprobt, um daraus die zuverlässigste Sanierungsmethode zu ermitteln. Aufgrund der zu erfassenden Daten nimmt die Entwicklung des Instandsetzungskonzept mehrere Temperaturzyklen in Anspruch. Das Gutachten wird von einem Ingenieurbüro, angesiedelt bei der Universität Aachen, erstellt. Aktuell wartet die Stiftung auf die Fertigstellung des Konzepts.
Die vermehrten Moos- und Flechtenansammlungen auf der Oberfläche der Stelen sind auf die ausgesetzte Oberflächenreinigung zurückzuführen. Die Reinigung und die damit verbundene Erneuerung des Oberflächenschutzes zur Abwehr von Moos- und Flechtbewuchs müssen aufgrund des laufenden Prüf- und Gutachtenverfahrens ausgesetzt werden, da sie Einfluss auf die Prüfergebnisse haben können.
Hintergrund:
Am Denkmal für die ermordeten Juden Europas zeigen sich seit einigen Jahren an den Seitenflächen und/oder Deckeln vieler Stelen Risse verschiedener Länge und Breite. Auf Antrag der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, eröffnete das Landgericht Berlin am 18. Februar 2010 ein selbständiges Beweisverfahren. Seit 2012 wird der Zustand des Stelenfeldes in Abstimmung mit dem Gutachter halbjährlich untersucht. Zur Wahrung der Verkehrssicherheitspflicht wurden 44 besonders betroffene Stelen mit Stahlmanschetten versehen. Eine Gefährdung von Besuchern des Stelenfeldes lag und liegt nicht vor.