Am 5. sowie am 12. März traf sich die 91-jährige Zeitzeugin Ingeburg Geißler, die sich seit Jahren als Zeitzeugin an Schulen und Bildungseinrichtungen engagiert, in der Konrad-Duden-Schule mit mehreren zehnten Klassen, um über ihre bewegte Kindheit zu sprechen. Sie berichtete aus ihrem Leben und beantwortete im Anschluss zahlreiche Fragen der über 150 Schülerinnen und Schüler. Die Begegnung endete mit der Frage, was Jugendliche heute tun könnten, damit keinem Menschen in Zukunft widerfährt, was Ingeburg Geißler als kleines Mädchen erleben musste. Darauf antwortete die Zeitzeugin: »Ihr müsst achtsam durchs Leben gehen. Offen sein zu euren Mitmenschen. Niemanden ausgrenzen, der anders ist als ihr, Anderssein zulassen und helfen, wo man helfen kann.«
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Ingeburg Geißler wird 1932 als einziges Kind eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter in Erfurt geboren. Ein Jahr später wandert die Familie nach Palästina aus, kehrt jedoch einige Monate später in das Deutsche Reich zurück. Um ihre Mutter und sie vor Repressalien zu schützen, lässt sich der Vater scheiden und wandert 1938 nach Schanghai aus. Ingeburg lebt mehrere Jahre im Haus ihrer christlichen Tante und wird am 31. Januar 1945 als Zwölfjährige – ganz allein – nach Theresienstadt deportiert. Dort verbringt sie fünf Monate ohne Familie. Nach der Befreiung kehrt sie zunächst in ihre Heimatstadt Erfurt zurück.