Im Gedenken an die Opfer des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion
In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 beginnt die bis dahin größte Militäroperation der Weltgeschichte: der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Über drei Millionen Soldaten der Wehrmacht und 600.000 Verbündete stoßen auf einer Frontlänge von über 1.500 Kilometern vor, vom Baltikum im Norden bis Bessarabien im Süden.
Dieser Feldzug ist von Anfang an als rassistischer Vernichtungskrieg geplant. Ziele sind die Gewinnung von »Lebensraum«, die rücksichtlose Ausbeutung des Landes, die millionenhafte Versklavung der als minderwertig erachteten lokalen Bevölkerung und die restlose Ermordung der Juden, mit der SS-Einheiten sofort beginnen.
Bereits in den ersten Stunden wird Brest überrollt. Seit der gewaltsamen Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der UdSSR im Herbst 1939 liegt die Stadt direkt an der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie und gehört zur Belarussischen Sowjetrepublik.
Brest ist vor allem wegen der Kämpfe der Roten Armee um seine Festung in Erinnerung geblieben, ihre angeblich heldenhafte Verteidigung wird zum sowjetischen und belarussischen Mythos. Tatsächlich vermag die Gebäudeanlage die Wehrmacht kaum aufzuhalten. Indes die Stadtverwaltung überstürzt das Weite sucht, sind die etwa 50.000 Einwohner hilflos, schockiert und verängstigt deutscher Willkür bereits zu einem Zeitpunkt ausgesetzt, als die Menschen in Moskau an diesem Morgen aufwachen und den Lautsprechernachrichten vom Überfall nicht glauben können.
In Brest erschießen Angehörige des Lübecker Polizeibataillons 307 bereits in den ersten Tagen über 4.400 Zivilisten, darunter 4.000 Juden. Weitere Mordaktionen, darunter die Auslöschung der jüdischen Bevölkerung, folgen bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Juli 1944. Die größte Sehenswürdigkeit der Stadt heute ist die Festung mit einem monumentalen Denkmal für die Verteidigung im Sommer 1941. An die Ermordeten erinnert wenig.