Anlässlich des 80. Jahrestags des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 18. Juni an das schwere Leid erinnert, das den dort lebenden Menschen zugefügt wurde. Bei der Eröffnung der Ausstellung »Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg« im Museum Berlin-Karlshorst hielt er eine Rede, in der er für dieses Leid eine stärkere Anerkennung forderte. Die 27 Millionen Opfer, darunter 14 Millionen Zivilisten, müssen fester Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur werden.
Der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion sei eine »mörderische Barbarei« gewesen. »Die Erinnerung an dieses Inferno, an absolute Feindschaft und die Entmenschlichung des Anderen – diese Erinnerung bleibt uns Deutschen eine Verpflichtung, und der Welt ein Mahnmal«, sagte Steinmeier. »Nur wer die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart lesen lerne, werde zu einer Zukunft beitragen können, die Kriege vermeidet, Gewaltherrschaft ablehnt und ein friedliches Zusammenleben in Freiheit ermöglicht.« Zugleich mahnte der Bundespräsident: »Ich mache mir große Sorgen, dass die leidvolle Geschichte, an die wir heute erinnern, selbst mehr und mehr zur Quelle von Entfremdung wird. Wenn der Blick zurück auf eine einzige, nationale Perspektive verengt wird, wenn Austausch über unterschiedliche Perspektiven der Erinnerung zum Erliegen kommt oder verweigert wird, dann wird Geschichtsschreibung zum Instrument neuer Konflikte, zum Gegenstand neuer Ressentiments. Ich bin überzeugt: Geschichte darf nicht zur Waffe werden!« Er schloss mit den Worten: »Ich verneige mich in Trauer vor den ukrainischen, belarussischen und russischen Opfern – vor allen Opfern der ehemaligen Sowjetunion.«
Am 22. Juni gedachte Bundespräsident Steinmeier am Sowjetischen Ehrenmal Schönholz in Berlin-Pankow mit einer Kranzniederlegung der Opfer. Dort liegen die sterblichen Überreste von mehr als 13.000 Offizieren und Soldaten der Roten Armee, die in der Schlacht um Berlin 1945 starben. Das Zentrum der Anlage bildet eine um ihren Sohn trauernde »Mutter Heimat«. Darüber hinaus erinnert ein eigenes Denkmal mit Widmung an die Opfer unter den sowjetischen Kriegsgefangenen.