Am Montag, dem 27. Januar 2025, besuchten der Bundespräsident und Frau Büdenbender die Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz in Polen. Sie wurden von einer großen hochrangigen Delegation aus Politik und Gesellschaft begleitet, unter ihnen befanden sich auch die Überlebenden Pavel Taussig (* 1933 im slowakischen Pressburg als Kind eines jüdischen Vaters) sowie Christian Pfeil (* 1944 im polnischen Lublin als Kind einer deutschen Sinti-Familie). Nach dem Flug von Berlin nach Kattowitz und dem Empfang durch den Deutschen Botschafter in Warschau, Viktor Elbling, ging es in einer Fahrzeugkolonne zunächst in das Stammlager Auschwitz, wo es ein Gespräch zwischen den Überlebenden, dem Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler sowie eine Kranzniederlegung gab. Anschließend wohnten alle der zweistündigen Gedenkzeremonie in Auschwitz-Birkenau bei, zu der Staatsoberhäupter und Repräsentanten aus aller Welt angereist waren. Zum Ausklang gab der Bundespräsident dem »Heute Journal« ein Interview, in dem er klarstellte: »Wir haben unsere eigene Geschichte, und die Shoah ist Teil dieser Geschichte und damit auch Teil unserer Identität. Wir haben Glück gehabt mit der Nachkriegsdemokratie, weil Alliierte uns befreit haben vom Nationalsozialismus. Sie haben auch geholfen, die Amerikaner vor allen Dingen, eine Nachkriegsdemokratie aufzubauen – und die steht auf einem Gerüst, das die Lehren zieht aus der Erfahrung des Nationalsozialismus. Und in diese Lehre ist eben auch eingegangen das ›Nie wieder!‹ aus Buchenwald. Und das ›Nie wieder!‹ heißt eben, dass wir nicht nur Vorsorge treffen müssen, dass ähnliche Ereignisse nicht wieder eintreten, sondern heißt eben auch, dass wir jede Art von Relativierung der Geschichte, jede Art von Diskreditierung der Erinnerung vermeiden; und heißt natürlich aktuell, dass wir der Ausbreitung von Antisemitismus in unserem Land widersprechen. Und das ist notwendig.« Anschließend flog die Delegation zurück nach Berlin.
Historischer Hintergrund:
Am 27. Januar 1945 erreichten Truppen der Roten Armee den Lagerkomplex Auschwitz und fanden dort um die 6.000 Überlebende vor. In den Jahren 1940 bis 1945 verschleppte die SS insgesamt 1,3 Millionen Menschen nach Auschwitz (Stammlager, Birkenau, Monowitz und deren Außenkommandos): 1,1 Millionen Jüdinnen und Juden, 140.000 Pol/-innen, 20.000 Sinti und Roma, über 10.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10.000 Häftlinge anderer Nationalitäten. 960.000 der etwa 1,1 Millionen in Gaskammern Ermordeten waren jüdische Kinder, Frauen und Männer aus ganz Europa. Der 27. Januar ist 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Pavel Taussig Erinnerungen erschienen 2022 in der Zeitzeugenreihe der Stiftung: https://www.stiftung-denkmal.de/publikation/ich-habe-den-todesmarsch-ueberlebt/