Vom 3. April bis Ende Oktober 2024 wird die Wanderausstellung »›Was damals Recht war…‹ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« in der Gedenkstätte ehemaliges Wehrmachtsgefängnis in Anklam zu sehen sein. Die Ausstellung, die bereits 2017 im Wehrmachtsgefängnis zu sehen war, zeichnet erstmals ein umfassendes Bild von den willkürlichen Entscheidungen der damaligen Wehrmachtgerichte.
Eröffnung:
Die Eröffnung der Sonderausstellung fand am 3. April um 17.00 Uhr in der Gedenkstätte ehemaliges Wehrmachtsgefängnis Friedländer Landstraße 3a, 17389 Anklam statt. Die Eröffnungsrede hielt Landeskulturministerin Bettina Martin. Weiterhin sprach Michael Galander, Bürgermeister der Hansestadt Anklam sowie Vorsitzender der Stiftung »Zentrum für Friedensarbeit – Otto Lilienthal – Hansestadt Anklam«, die ihren Sitz im ehemaligen Militärgefängnis hat und sich für dieses als Erinnerungsort einsetzt. Ein weiterer Redner war Brigadegeneral Uwe Nerger, Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg Vorpommern. Im Anschluss sprachen in Form eines Podiumsgesprächs Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, und Dr. Lars Tschirschwitz, Leiter des Demokratieladens Anklam, sowie Dr. Jochen Schmidt, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg Vorpommern, miteinander. Dr. Ulrich Baumann, stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal und Kurator der Ausstellung »Was damals Recht war« führte durch die Ausstellung.
Hintergrund zur Ausstellung:
Die Ausstellung zeigt, wie Unrecht und Willkür den Alltag der Wehrmachtjustiz kennzeichneten und tausende Männer und Frauen, Soldaten und Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen und als Deserteure, so genannte Wehrkraftzersetzer oder Volksschädlinge ihr Leben verloren. Mit Ablehnung und Feindschaft begegnete die Mehrzahl der Deutschen nach 1945 den überlebenden Opfern der Wehrmachtjustiz. Vielen gelten die Verurteilten bis heute als Verräter oder Feiglinge. Dabei hat der Deutsche Bundestag im September 2009 die letzten groben Unrechtsurteile der Wehrmachtjustiz des Zweiten Weltkrieges aufgehoben. Zu den zehntausenden Opfern dieser Justiz zählen auch Widerstandskämpfer aus nahezu ganz Europa, die in ihren von der Wehrmacht besetzten Heimatländern oder in Deutschland inhaftiert, vor Gericht gestellt und in großer Zahl exekutiert worden sind.
Zentrale Haftorte der deutschen Militärjustiz waren acht Wehrmachtgefängnisse im Deutschen Reich – Germersheim am Rhein, Freiburg, Bruchsal, Torgau an der Elbe, Glatz in Schlesien, Graudenz an der Weichsel und Anklam. Erstmals gastiert die Ausstellung an einem dieser historischen Orte. Der ehemalige Offiziersanwärter Günther Rosahl schilderte, was er dort erlebte: »In Anklam empfängt mich die Hölle. Eine schreiende Meute von Aufsehern fällt über uns Ankömmlinge her, schleift uns durch die Kasematten des Gefängnisses und über die Höfe. ›Auf, Marsch, Marsch! Hinlegen!‹ Immer wieder bis zur völligen Erschöpfung. So wird die Persönlichkeit von Neulingen gebrochen.«
Konzept:
Konzipiert wurde die Ausstellung, die erstmals 2007 in Berlin gezeigt wurde, von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, unterstützt von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e. V.
Mehr Informationen zur Ausstellung unter: https://www.stiftung-denkmal.de/ausstellung/was-damals-recht-war-soldaten-und-zivilisten-vor-gerichten-der-wehrmacht/
Ausstellungskatalog:
Der Begleitband zur Wanderausstellung dokumentiert mit zahlreichen Fotos, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Aktenstücken das Schicksal von Soldaten und Zivilisten, die zwischen 1939 und 1945 zu Opfern der deutschen Wehrmachtjustiz wurden. Der Katalog ist für 10 € erhältlich unter info@stiftung-denkmal.de.
Ausstellungsort: Gedenkstätte ehemaliges Wehrmachtsgefängnis, Friedländer Landstraße 3a, 17389 Anklam
Führungen:
Führungen finden jeweils am letzten Donnerstag des Monats statt. Es wird auch ein Rahmenprogramm für den Ausstellungszeitraum geben.
Ausstellungsdauer: 3. April bis Ende Oktober 2024
Auskünfte unter: Museum am Steintor, info@museum-im-steintor.de
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
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