Benedikt Putz, studentischer Mitarbeiter beim Gedenkstättenportal, berichtet von seiner Teilnahme an der Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Vom 23. bis 29. Januar dieses Jahres durfte ich für die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas an der alljährlichen Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus teilnehmen. An der Jugendbegegnung nahmen knapp 80 Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren teil, die sich für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus interessieren oder sich bereits in Projekten engagieren. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz fand die Jugendbegegnung in diesem Jahr größtenteils im polnischen Oświęcim statt.
Den Auftakt bildete am 23. Januar eine Führung durch die Gebäude des Deutschen Bundestages. Dabei stand vor allem die erinnerungsgeschichtliche Bedeutung des Reichstagsgebäudes im Mittelpunkt. Gleichzeitig bot der erste Tag eine gute Gelegenheit, um die anderen Teilnehmenden der Jugendbegegnung kennenzulernen. Am nächsten Morgen ging es bereits früh auf den Weg nach Oświęcim im Südosten Polens. Nach einer achtstündigen Busfahrt kamen wir dort in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte an, wo wir die nächsten vier Tage verbringen sollten.
Die Zeit in Oświęcim war vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes geprägt. So nahmen wir am zweiten Tag an einer ganztägigen Führung durch das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau teil. Am darauffolgenden Tag besuchten wir eine Ausstellung mit Kunstwerken von Marian Kołodziej, der mehr als vier Jahre in Auschwitz verbrachte. Tief beeindruckt und bewegt von den Bildern Marian Kołodziejs folgte ein Zeitzeugengespräch mit Stefania Wernik. Sie wurde im November 1944 in Auschwitz-Birkenau geboren und engagiert sich bis heute für die Erinnerung an die „Hölle“, wie sie Auschwitz nennt. Den Abschluss unserer Zeit in Oświęcim bildete eine Stadtführung mit besonderem Augenmerk auf das jüdische Erbe. Darüber hinaus hatten zwei Teilnehmende die Möglichkeit, an der zentralen Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers teilzunehmen.
Protokollarischer Höhepunkt der Jugendbegegnung war schließlich die Teilnahme an der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei hatten wir die große Ehre, direkt neben den Abgeordneten im Plenarsaal Platz nehmen zu dürfen. Im Anschluss hatten wir die einmalige Gelegenheit mit dem diesjährigen Gedenkredner Roman Schwarzman und der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Yvonne Magwas zu diskutieren. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen war diese Diskussion teilweise sehr kontrovers, hat aber bei uns allen einen prägenden Eindruck hinterlassen.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas für die Möglichkeit bedanken, an der Jugendbegegnung teilnehmen zu können. Mein Dank gilt auch der Organisation seitens des Deutschen Bundestages und natürlich den Teilnehmenden der Jugendbegegnung. Der Austausch mit allen Teilnehmenden war für mich eine große Bereicherung und ich hoffe, dass die geknüpften Kontakte auch in Zukunft bestehen bleiben.
Ein Text von Benedikt Putz, studentischer Mitarbeiter der Stiftung, tätig im Bereich des Gedenkstättenportals.
Aufmacherbild: Shoah-Überlebender Roman Schwarzman, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung im Rahmen der Kampagne „#WeRemember“ © DBT /Thomas Trutschel /photothek