Franz und Petra Michalski waren immer und überall, wenn es um das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ging, zuletzt in der Eiseskälte am Bahnhof Friedrichstraße am 28. November 2023 anlässlich des 85. Jahrestages des ersten Kindertransportes von Berlin nach Großbritannien. Franz und Petra waren immer und überall, auch bei den Veranstaltungen der Stiftung Denkmal. Sie waren stets zusammen, sie waren letztlich eins. Petra war seit seinem Schlaganfall 2010 Franzens »Sprachrohr«, er hob dann mit seinem unverwechselbaren verschmitzten Lachen und sprühenden Augen den Zeigefinger seiner rechten Hand und sagte: »ja, ja, ja,«; Petra hatte natürlich recht. So war es, immer und überall, ob am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas, beim Gedenken für Jehovas Zeugen am Goldfischteich oder am Mahnmal »Gleis 17«, ob beim Bundesweiten Vorlesetag oder bei einer der unzähligen Begegnungen beider mit jungen Leuten. Diese menschlichen Momente, diese gefühlvolle Aufklärung über Geschichte, über das eigene Schicksal, die sanfte, aber deutliche Mahnung an uns Heutige, waren für beide Lebenselixier, immer und überall – und zusammen.
Das war seine Geschichte: Franz wird 1934 geboren, seine katholisch getaufte Mutter als Jüdin verfolgt. Die vierköpfige Familie in »Mischehe« taucht im Oktober 1944 in Breslau unter und überlebt in Sachsen und im Sudetenland mit der Unterstützung mutiger Helfer – Stiller Helden. Das war der Kern seiner, ihrer gemeinsamen Erzählungen: Courage ist auch in dunklen Zeiten möglich und in einer Demokratie tagtäglich nötig, erst recht angesichts eines erstarkenden, immer unverhohleneren Antisemitismus und einer verrohenden Sprache.
Und nun trifft gestern, am 29. Dezember, die Nachricht ein, dass Franz gestorben ist: »Er wurde 89 Jahre alt und verschied im Kreis seiner Familie.« Unglaube. Entsetzen. Kopfschütteln. Bestürzung. Trauer. Nein, das kann, das darf nicht sein … Eine Achterbahn des Schmerzes. Aber, so hat auch dieses 2023 uns gelehrt, der Tod ist dem Leben eingeschrieben. Und so müssen wir alle mit diesem Verlust weiterleben, vor allem Petra und die Familie. Unsere Gedanken sind bei ihnen. Und dies ist keine Nachruffloskel: Wir werden sein Andenken in Ehren behalten! Indem wir uns seines Lachens erinnern!