Parallel zum laufenden selbständigen Beweisverfahren zur Ermittlung der Ursachen der Rissbildung in den Stelen des Denkmals für die ermordeten Juden Europas soll am 25.April 2016 mit Untersuchungen zur Temperaturentwicklung an den Stelen begonnen werden. Das Verfahren wurde durch den gerichtlich bestellten Sachverständigen entwickelt und mit dem Hersteller der Stelen sowie der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas abgestimmt. Um ein ganzheitliches Bild der Temperaturentwicklung zu erhalten, werden anschließend über mehrere Jahreszeiten fortlaufend Messungen durchgeführt. Die Ergebnisse sollen verwendet werden, um ein mögliches Instandsetzungskonzept für alle Stelen ausarbeiten zu können. Wie die jährliche Dokumentation der Rissbilder der Stelen zeigt, ist derzeit nur wenig Veränderung des Zustandes der Stelen zu beobachten.
Der Sachverständige hat 15 Stelen von unterschiedlicher Größe, Bauart und Standort ausgesucht, um ein möglichst aussagekräftiges Gesamtergebnis der Messungen zu erhalten. Die Arbeiten und die Messungen erfolgen unter Beteiligung des Stelenherstellers, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie eines unabhängigen Ingenieurbüros.
Parallel zu den Temperaturmessungen werden außerdem im April an einigen Stelen mit einer Stahlbewehrung im Beton vorbeugende Injektionen zur Schließung von Rissen durchgeführt. Gegenwärtig besteht die Möglichkeit, dass im Laufe der Jahre eindringendes Chlorid aus Streusalz im Sprühnebel der anliegenden Straßen eine Korrosion der Stahlbewehrung hervorrufen könnte. Die vorbeugende Maßnahme ist nur bei größeren Rissen und damit nur an wenigen Stelen erforderlich.
Die beschriebenen Arbeiten werden voraussichtlich vier Wochen andauern und das tageweise Sperren kleiner Teilbereiche des Stelenfeldes erfordern. Die Besichtigung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas ist dadurch nicht beeinträchtigt.
Hintergrund:
Am Denkmal für die ermordeten Juden Europas zeigen sich seit einigen Jahren an den Seitenflächen und/oder Deckeln vieler Stelen Risse verschiedener Länge und Breite. Auf Antrag der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, eröffnete das Landgericht Berlin am 18. Februar 2010 ein selbständiges Beweisverfahren. Seit 2012 wird der Zustand des Stelenfeldes in Abstimmung mit dem Gutachter halbjährlich untersucht. Zur Wahrung der Verkehrssicherheitspflicht wurden 44 besonders betroffene Stelen mit Stahlmanschetten versehen. Eine Gefährdung von Besuchern des Stelenfeldes liegt nicht vor.