Interview mit Ljuba Danylenko, Partnerin des Patenschaftsprogramms in Kyiv
Wie geht es den NS-Überlebenden, mit denen du in Kontakt stehst?
Die Situation der NS-Überlebenden, wie auch die aller Ukrainer/-innen im Krieg, ist geprägt von tiefer Sorge und Belastung: Unruhige Nächte mit Luftalarmen und Raketeneinschlägen, traurige Nachrichten, Trennung von Familienmitgliedern und totale Unsicherheit, was der kommende Tag bringt. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass sich die NS-Überlebenden auf eine stabile Unterstützung verlassen können.
»Die Situation der NS-Überlebenden ist geprägt von tiefer Sorge und Belastung.«
Wie hat sich das Leben der NS-Überlebenden durch die monatlichen Patenschaften verändert?
Die 40 Euro im Monat sichern grundlegende Dinge wie Lebensmittel und Medikamente. Für viele geht es buchstäblich ums Überleben, da die steigenden Preise für Grundnahrungsmittel und Medizin mit den niedrigen Renten kaum gedeckt werden können. Der ukrainische Staat befindet sich in einem brutalen Krieg und kann die Renten leider nicht an die Inflation anpassen.
Die NS-Überlebende Vira Papulina ist Patenschaftsempfängerin und musste mit 87 Jahren in Perejaslav noch mal von vorne anfangen. 2022 wurde sie aus der Region Donezk evakuiert, ihr Haus ist zerstört und unbewohnbar.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Übermittlung der 40 Euro in frontnahe Gebiete, und wie bewältigst du diese?
Trotz des Krieges funktioniert das ukrainische Banksystem gut, sodass die Überweisungen schnell und zuverlässig ankommen. Persönliche Bestätigungen der Empfänger geben uns zusätzlich Sicherheit. Auch in den frontnahen Gebieten klappt dies weitgehend reibungslos. Von den meisten bekomme ich auch am gleichen Tag eine persönliche Bestätigung per SMS.
Welche Botschaft hast du für potenzielle neue Spender:innen?
Die Patenschaften machen einen enormen Unterschied. Es ist eine kleine Geste, die Hoffnung in das Leben der NS-Überlebenden bringt. Vor kurzem erhielt ich einen bewegenden Brief vom Opferverband Mykolajiw. Darin stand, dass einige ihrer Mitglieder verstorben sind – doch sie starben in dem Wissen, dass sie nicht vergessen wurden. Das ist eine wichtige Motivation für mich persönlich, aber auch für deutsche Spender/-innen, die Verantwortung für die damaligen NS-Verbrechen auf diese praktische Weise übernehmen.
Ich danke ihnen dafür.
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Hilfe in Zahlen
Es wurden bislang mit 819.800 Euro Spenden und Drittmitteln 5820 Mal Überlebende der NS-Verfolgung über finanzielle Soforthilfen sowie mit dringend benötigten Hilfsgütern erreicht. 922 Mal konnten Angehörige und Fachkolleg/-innen unterstützt werden. 163 Überlebende der NS-Verfolgung erhalten eine monatliche Patenschaft.
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Foto: Ljuba Danylenko mit Leonid Karpez und Valentina Gretschka, Druschkiwka, Donezker Gebiet. Beide sind aktiv im lokalen NS-Opfer Verband und erhalten eine Patenschaft.