Der 1927 in Karlsruhe geborene Paul Niedermann überlebte den Holocaust in Südfrankreich. Im Oktober 1940 wurde der damals 12-Jährige mit seiner Familie zunächst in das südfranzösische Internierungslager Gurs und von dort weiter nach Rivesaltes deportiert. Nach der Flucht aus dem Lager gemeinsam mit seinem Bruder versteckte er sich in einem Kinderheim in Palavas-les-Flots, das vom Kinderhilfswerk OSE geleitet wurde. Bis 1943 musste er mehrfach sein Versteck wechseln, bis er schließlich in die Schweiz flüchtete. Dort erlebte er das Kriegsende. Auch der Bruder Arnold überlebte. Ihre Mutter wurde in Auschwitz, der Vater in Majdanek ermordet.
Paul Niedermann zog nach Paris. 1983 meldete er sich nach der Verhaftung des ehemaligen Lyoner Gestapo-Chefs Klaus Barbie, um seine Hilfe bei der Vorbereitung des Prozesses anzubieten. Da er eines der »Kinder von Izieu« war, wurde er vor Gericht als Zeuge geladen. Seitdem besuchte er regelmäßig Schulen in Deutschland, Frankreich und in den USA, um seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Am 14. Oktober 2010 im Alter von 83 Jahren gab Paul Niedermann für das Videoarchiv »Sprechen trotz allem« der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas ein Interview. Noch am gleichen Abend sprach er vor über 100 Gästen im Ort der Information in bewegenden Worten von seinen Erlebnissen in Gurs, der Flucht und seiner anschließenden Mitarbeit in der französischen Kinderhilfsorganisation OSE. »Ich könnte noch viel mehr erzählen«, so seine abschließenden Worte vor dem Publikum, das dem damals 83jährigen fasziniert und mit großem Interesse zuhörte.
Die Mitarbeiter der Stiftung sind in Gedanken bei seinen Angehörigen und Freunden.