Heute vor 11 Jahren verstarb der Sinto und Holocaust-Überlebende aus Ostpreußen, Reinhard Florian.

Reinhard Florian wurde am 24. Februar 1923 in Matheningken, im Kreis Insterburg, in einer Sinti-Familie geboren und wuchs mit acht Geschwistern auf. Sein Vater war Pferdehändler, und seine Mutter betrieb ein Wandergewerbe. Schon sehr früh musste Reinhard – als ›Zigeuner‹ beschimpft – Ausgrenzung erfahren. Wegen der 1935 eingeführten Rassengesetze durfte er keinen Beruf erlernen und war zur Zwangsarbeit verpflichtet. 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager deportiert, darunter Mauthausen, Gusen und Auschwitz. 1945 erlebte er den Todesmarsch und kam ins Nebenlager Ebensee, wo er nur knapp dem Tod entging. Nach der Befreiung des Lagers am 6. Mai 1945 durch die Amerikaner zog er nach Bayreuth und erfuhr, dass nur er, sein Vater und ein Bruder den Krieg überlebt hatten.
Nach dem Krieg hatte er mit gesundheitlichen Problemen und Traumata zu kämpfen, und der Neuanfang in Aschaffenburg war schwierig. Erst Ende der 1980er Jahre erhielt er mit Unterstützung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma eine Entschädigung und begann, über sein Schicksal zu sprechen. Ein Höhepunkt seines Lebens war die persönliche Begrüßung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Oktober 2012. Im selben Jahr erschienen in der Schriftenreihe der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas die Lebenserinnerungen Reinhard Florians. »›Ich wollte nach Hause nach Ostpreußen!‹ Das Überleben eines deutschen Sinto« gibt einen einmaligen Einblick in die unbekannte Verfolgung der ostpreußischen Sinti.
Am 17. März 2014 verstarb er mit 91 Jahren. Trotz der grausamen Erfahrungen bewahrte sich Reinhard Florian bis zu seinem Tod eine bemerkenswerte Herzlichkeit.