Heute vor 83 Jahren gelangte Frank Meisler in einen der letzten Kindertransporte nach London. Die Kindertransporte bildeten eine großangelegte Rettungsaktion jüdischer Kinder aus dem Deutschen Reich. Sie wurden von jüdischen Organisationen und Quäkern, einer christlichen Religionsgemeinschaft, organisiert. Zwischen Dezember 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 brachten sie rund 10.000 jüdische Kinder nach Großbritannien, um sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu retten. Weitere Kinder wurden nach Frankreich, Schweden, in die Niederlande und in andere europäische Länder gebracht. Als Reaktion auf den Novemberterror hatten die Staaten sich bereit erklärt, Kinder aufzunehmen. Die Kinder waren zwischen 6 Monaten und 16 Jahren alt. Sie durften keine Wertgegenstände, sondern lediglich einen Koffer, eine Handtasche und zehn Reichsmark mitnehmen. Im Gastland lebten sie bei Pflegeeltern oder in Heimen. Die Kinder waren oft die einzigen Überlebenden ihrer Familien.
Drei Tage zog sich Frank Meislers Reise von der Freien Stadt Danzig, über Hoek van Holland bis nach London zur Liverpool Street Station. Hier wohnte er bei seinen Tanten und seiner Großmutter, die bereits vor ihm nach London geflohen waren. Das Schicksal seiner Eltern, die in Auschwitz ermordet worden, realisierte Frank Meisler erst als Jugendlicher, als in Großbritannien vermehrt über die Konzentrationslager gesprochen wurde.
Nach Kriegsende studierte er in Manchester Architektur, 1956 verließ er schließlich Großbritannien und war in Israel als Bildhauer tätig.
Auch heute noch kann man Frank Meislers bekanntesten Werke, die »Kindertransport«-Denkmäler, an zentralen Bahnhöfen in den Städten Berlin, Danzig und London besuchen – so beispielsweise an der Berliner Friedrichstraße.
2016 veröffentlichte die Stiftung Denkmal Frank Meislers Zeitzeugenbericht »An der Weichsel gegen Osten. Mein Leben zwischen Danzig, London und Jaffa«.
Bildnachweis Hintergrund: London, 1939, Jüdische Flüchtlingskinder aus Danzig mit ihrem Gepäck auf dem Liverpool Street Bahnhof in London,
© Bundesarchiv, Bild 183-S65257
Beitragsbild 1: London, 1941. Frank in Schuluniform. Er schickt das Foto seinen Eltern im Warschauer Ghetto. © Frank Meisler
Beitragsbild 2: Danzig, 1989. Der erste Besuch seiner Heimatstadt nach 50 Jahren. © Frank Meisler