Am 29. und 30. September 2021 jährte sich die umfangreichste Massenerschießung auf dem Gebiet der eroberten Sowjetunion mit fast 34.000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus Kiew in der Schlucht von Babyn Jar zum 80. Mal. Aus diesem Anlass nahmen der Bundespräsident und Elke Büdenbender an der offiziellen Gedenkveranstaltung am 6. Oktober in Kiew teil.
Am Vormittag des Tages besuchten sie zunächst die nordukrainische Stadt Korjukiwka, um dort der nicht-jüdischen zivilen Opfer der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 zu gedenken. Die Ukraine hat – neben Belarus und Polen – am meisten unter dem deutschen Vernichtungs- und Ausbeutungskrieg im Osten gelitten. Anfang März 1943 ermordete ein SS-Sonderkommando in Korjukiwka etwa 6.700 Einheimische im Rahmen einer sogenannten Vergeltungsaktion für Aktivitäten sowjetischer Partisanen. Der Bundespräsident legte sowohl am Denkmal im Zentrum Korjukiwkas als auch an einer Umbettungsstätte in einem nahegelegenen Wald einen Kranz nieder. Er sprach mit Überlebenden des Massakers und Schülern über das historische Geschehen und Aspekte der Erinnerung.
Am Abend nahmen der Bundespräsident und sein israelischer Amtskollege Jitzchak Herzog auf Einladung des ukrainischen Staatspräsidenten, Wolodymyr Selensky, an einer Gedenkzeremonie auf dem Gelände von Babyn Jar teil. Steinmeier betonte in seiner Rede: »Weit mehr als eine Million Juden fiel diesem Holocaust durch Kugeln hier in der Ukraine zum Opfer. Hier in Kiew, in Odessa, in Berdytschiw, Lypowez, Czernowitz, Mizocz, in so vielen anderen Orten. Wer in meinem Land, in Deutschland, kennt sie heute, diese mit Blut getränkten Namen? All diese Orte, diese Verbrechen haben keinen angemessenen Ort in unserer Erinnerung. Die Ukraine ist auf unserer Landkarte der Erinnerung nur viel zu blass, viel zu schemenhaft verzeichnet.« Zugleich zeigte er sich dankbar für die Versöhnung enge Partnerschaft zwischen beiden Ländern. Nach der Veranstaltung flogen der Bundespräsident und Elke Büdenbender am späten Abend zurück nach Berlin.