Am 27. September luden die Stiftung Denkmal und das Literaturforum im Brecht-Haus zu einer Lesung mit Pavel Taussig ein, die im Rahmen der Reihe »Lebenszeugnisse« im Literaturforum stattfand. Wolfgang Benz führte durch den Abend. Im Mittelpunkt stand Pavel Taussigs Vita, die zu Beginn der Veranstaltung im Gespräch chronologisch erklärt und anschließend durch die Lesung Pavel Taussigs neuen Buches »Ich habe den Todesmarsch überlebt« ergänzt wurde. Gelesen wurden die Passagen von seinem Sohn Jan Taussig. Es wurden dafür wichtige Wendepunkte gewählt: von der Verhaftung der Familie, über die Befreiung, bis zu Pavel Taussigs Heimkehr – als elfjähriges Kind einer jüdischen Familie wurde er im Herbst 1944 aus der Slowakei nach Auschwitz-Birkenau deportiert und von seinen Eltern getrennt. Später wird der Kinderblock »evakuiert«. Erst zu Fuß, dann mit einem Güterwagon kommt Pavel Taussig nach Mauthausen. Nach der Befreiung durch die US-Armee gelangt der mittlerweile stark erkrankte Junge ins Krankenhaus, wo er beginnt, ein Tagebuch zu schreiben. Im Gespräch mit Wolfgang Benz erklärt Pavel Taussig die Gründe für sein detailliertes Dokumentieren des Alltags in der Heilanstalt: »Ich wollte es meinem Vater genau erzählen können.« Damals konnte er natürlich nicht noch nicht wissen, dass er seine Eltern wiedersehen wird, als er das Krankenhaus schließlich verlassen kann und zurück in seine Heimatstadt Bratislava reist. Er hatte jedoch nie an deren Überleben gezweifelt – »Ich war der Meinung, die Eltern mussten überleben. Wenn ich als kleines Kind es schaffte, müssten sie es auch schaffen.« Das Schreiben wird Pavel Taussig aber noch weiter begleiten – mit Wolfgang Benz spricht er über sein Erleben der Nachkriegszeit, die Arbeit als Redakteur und Satiriker und über die Notwendigkeit, diese Geschichten weiterzugeben.
Die gesamte Veranstaltung wurde per Livestream übertragen. Wer die Lesung verpasst hat, kann diese auf dem Kanal des Literaturforums hier anschauen: www.youtube.com.
Pavel Taussigs Zeitzeugenbericht »Ich habe den Todesmarsch überlebt« ist vor kurzem bei der Stiftung Denkmal erschienen. Das Buch ist im Ort der Information (am Denkmal für die ermordeten Juden Europas) und unter info@stiftung-denkmal.de zu erwerben.
Bildangaben: links Pavel Taussig, rechts Wolfgang Benz im Gespräch © Marko Priske
Jan Taussig liest © Marko Priske