Am 6. September 2023 wurde im Ort der Information das Buch »Jene. Homosexuelle während des Zweiten Weltkriegs« von der Historikerin und LGBTQIA-Aktivistin Joanna Ostrowska vorgestellt.
»Jene«, das sind die Anderen, die Homosexuellen, deren Anerkennung als Verfolgte des Nazi-Regimes überall in Europa lange auf sich warten ließ. In der Nachkriegszeit galten sie als »Deutsche« oder »Fremde« und nicht der Würdigung wert. In den Gedenkstätten früherer deutscher Konzentrationslager auf dem Gebiet Polens werden sie noch immer meist verschwiegen. In ihrer detaillierten Auswertung von NS-Sondergerichtsakten und anderen Quellen aus aller Welt – wie Zeitzeugenberichten und Interviews – gelingt es Joanna Ostrowska, die bewegenden Schicksale »Jener« – von Männern verschiedener Nationalitäten – nachzuzeichnen, die gemäß Paragraf 175 verurteilt und in Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen wurden.
Joanna Ostrowska selbst sagte am Abend: »Das Buch ist nur ein Ausschnitt. Es gibt hunderte dieser Schicksale, über die geschwiegen wird. Nach den Buchvorstellungen in Polen sind die Menschen auf mich zugekommen und haben mir von weiteren verschwiegenen Schicksalen berichtet. Wir müssen – es ist unsere Aufgabe – diese Verfolgungsgeschichten zu erzählen und sie aus der Stille holen.«
Dr. Ulrich Baumann, stellv. Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, hatte zu Beginn die Gäste begrüßt und den Abend eröffnet. Die Autorin des Buches, Joanna Ostrowska, hielt zunächst einen einführenden Vortrag, anschließend folgte ein Gespräch zwischen ihr und Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt, Touro University Berlin. Das Publikum nutzte die Möglichkeit sich zu beteiligen und Fragen zu stellen. Über eine Stunde tauschten sich die Gäste und die Autorin aus.
Die Buchvorstellung im Ort der Information des Holocaust-Denkmals war eine gemeinsame Veranstaltung der Touro University Berlin, der Heinrich-Böll-Stiftung, des Metropol Verlags sowie der Stiftung Denkmal.