Die Stiftung Topographie des Terrors, das Deutsche Kulturforum östliches Europa und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas luden gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin am 5. November 2024, 19 Uhr, in das Auditorium der Topographie des Terrros, Niederkirchnerstraße 8, Berlin-Kreuzberg, zu einer Vortrags- und Diskussions-veranstaltung ein.
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, begrüßte zu Beginn die Gäste. Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg kamen er, Prof. Dr. Andrea Löw und Prof. Dr. Krystyna Radziszewska auf dem Podium ins Gespräch. Die Runde wurde von Uwe Neumärker moderiert.
Hintergrund:
Lodz/Łódź entwickelte sich im 19. Jahrhundert durch Industrialisierung und Einwanderung von deutschen, polnischen, jüdischen und russischen Geschäftsleuten, Handwerkern und Arbeitern von einer Provinzstadt am Rande des Russländischen Reichs zu einer modernen Textilmetropole von europäischem Rang. In der Zwischenkriegszeit, als die Stadt wieder polnisch wurde, behielt sie ihren Charakter als Melting Pot bei. Nationale Konflikte waren hier selten. Das änderte sich erst nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Als Teil des sogenannten Reichsgaus Posen, später »Warthegau«, sollte Lodz germanisiert werden. Diesem Zweck dienten die Umbenennung in Litzmannstadt, die Einrichtung eines Ghettos, die Zwangsarbeit, später auch Deportationen der polnischen und jüdischen Bevölkerung in Konzentrations- und Vernichtungslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte Lodz eine sozialistische Musterstadt Polens werden. Nach mehreren wirtschaftlichen Krisen in den 1990er Jahren hat das einstige »Manchester des Ostens« sein reiches Kulturerbe entdeckt und bekennt sich heute wieder zu seinen Traditionen als »Stadt der vier Kulturen«.
Zu den Teilnehmer/-innen des Podiums:
Hans-Jürgen Bömelburg ist Professor für Ostmitteleuropäische Geschichte und stellvertretender geschäftsführender Direktor am Gießener Zentrum Östliches Europa der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er ist Autor des Buchs Lodz. Geschichte einer multikulturellen Industriestadt im 20. Jahrhundert (2022).
Andrea Löw ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München und Honorarprofessorin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Mannheim.
Krystyna Radziszewska ist Professorin am Germanistischen Institut der Universität Łódź und erforscht das multikulturelle Erbe von Lodz/Łódź.