17. Januar, um 18 Uhr im BABYLON, Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin
Filmvorführung und Diskussion mit Susanne Regener und Axel Doßmann
Im Rahmen des Begleitprogramms zeigen wir in Zusammenarbeit mit dem BABYLON den Filmklassiker »Nachts wenn der Teufel kam«.
Mit diesem Film feierte Mario Adorf seinen schauspielerischen Durchbruch. Er spielt darin Bruno Lüdke (1908-1944), ein Kutscher aus Berlin-Köpenick. Die nationalsozialistische Kripo machte aus Lüdke 1943 einen »geisteskranken Serienmörder« – über 50 Morde sollte der Berliner seit 1924 in Deutschland begangen haben.
Der True Crime-Film war ein großer Erfolg, erhielt 12 Bundesfilmpreise und wurde für einen Oscar nominiert. Entgegen der Darstellung im Film war der geistig eingeschränkte Lüdke in manipulativen Verhören zu Geständnissen gebracht worden. 1940 wurde Lüdke zwangssterilisiert, als »Gemeinschaftsfremder« drohte man ihm mit Einweisung in die Psychiatrie. 1944 wurde er bei einem Menschenexperiment in Wiener Untersuchungshaft ermordet.
Im Anschluss an den Film werden Prof. Dr. Susanne Regener (Kulturwissenschaftlerin) und Dr. Axel Doßmann (Historiker) in einem Publikumsgespräch den Film kritisch einordnen, Fragen aufwerfen und mit Ihnen diskutieren: Der deutsch-jüdische Remigrant Siodmak wollte einen antifaschistischen Film drehen – inwiefern ist ihm das gelungen? Welche Dokumente inspirierten die Filmszenen? Mit wem ziehen die Schwestern Lüdkes 1957 vor ein Hamburger Gericht? In ihrem gemeinsamen Buch »Fabrikation eines Verbrechers« (Spector Books) über den Kriminalfall Bruno Lüdke zeigen Regener und Doßmann, wie Bruno Lüdke nach dem Krieg Objekt einer medialen Legendenbildung von SPIEGEL und Münchner Illustrierten wurde, eine Medialisierung des »Bösen«. Auf Grundlage dieses Buches werden sie auch über die Hintergründe des historischen Falls und die darin deutlich werdende rassistische Gesundheits- und Kriminalpolitik des Nationalsozialismus aufzeigen.
Eintritt: 3 Euro