Am 22. Oktober 1941, wenige Tage nach der Eroberung der Stadt durch rumänische und deutsche Truppen, explodierte eine Bombe im Hauptquartier der rumänischen Armee in Odessa. Das Attentat nahm die rumänische Armee zum Anlass, Vergeltung zu üben und mit drastischer Gewalt vorzugehen, insbesondere gegen die etwa 100.000 Juden der Stadt. Mehrere hundert Männer wurden öffentlich erhängt, während zehntausende Juden in Armeebaracken am Rande der Stadt eingepfercht wurden. Am 23. Oktober zündeten rumänische Soldaten die Baracken an. Es wird geschätzt, dass etwa 25.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer in den Flammen starben. An den Vergeltungsaktionen nahmen auch deutsche Sondereinheiten teil.
An dieses Massaker erinnerte am Tatort in der Ljustdorfskaja-Straße jahrzehntelang nichts. Erst in den 1990er Jahren konnten jüdische Organisationen einen Gedenkstein an dem inzwischen stark überbautem Ort errichten.
Seit sie vor wenigen Jahren von diesem Verbrechen erfuhr, setzt sich die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete und heutige Geschäftsführerin der Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne, Marieluise Beck, unermüdlich für einen neuen, würdigeren Gedenkort ein.
Am vergangenen Freitag wurde in einer bewegenden Zeremonie am Ort des künftigen Denkmals der 80. Jahrestag des Verbrechens begangen. Unter den Rednern waren der Bürgermeister Gennadij Truchanow, die deutsche Botschafterin in der Ukraine Anka Feldhusen, die Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Beziehungen zu jüdischen Organisationen, Holocaust-Erinnerung und Antisemitismusbekämpfung Michaela Küchler sowie ihr rumänischer Kollege Alexandru Victor Micula. Den emotionalen Höhepunkt bildete die Rede des 85-jährigen Holocaust-Überlebenden Roman Schwarzman, der sich als Vorsitzender des Vereins der Häftlinge und Überlebenden seit Jahrzehnten für die Erinnerung an die ermordeten Juden aus Odessa einsetzt. Anschließend wurde der Grundstein für den neuen Gedenkort verlegt.
Die Planungen für den neuen Erinnerungsort schreiten indes rasch voran. Mittlerweile liegt ein architektonischer Entwurf vor. Am Samstag, den 23. Oktober versammelten sich etwa 25 verschiedene Akteure und Vertreter diverser Organisationen, um über noch offene Fragen der Gestaltung des Denkmals zu diskutieren. Die Stiftung Denkmal ist im Beirat des Projektes vertreten. Für sie nahm der wissenschaftliche Mitarbeiter Adam Kerpel-Fronius an der Gedenkveranstaltung und an den anschließenden Beratungen teil.