Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, dem Rabbiner Walter Homolka besuchte die Kulturstaatsministerin Claudia Roth das Stelenfeld des Holocaust-Denkmals und die Ausstellung im Ort der Information. Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, begrüßte die Gäste im Stelenfeld und führte sie durch die Ausstellung.
Roths besonderes Augenmerk fanden neue Fotos in der Zeitleiste, die während der Generalsanierung nach über 16 Jahren Dauerbetrieb in den letzten Wochen eingefügt wurden – etwa zur Verfolgung nichtjüdischer Polen, der Aktion »T4« oder zu einer Massenerschießung der Wehrmacht in Serbien im Herbst 1941. Die Staatsministerin berichtete von ihrem Besuch in Kragujevac vor einigen Wochen, wo sie in ihrer damaligen Funktion als Bundestagsvizepräsidentin als erste hochrangige Vertreterin der Bundesrepublik des 80.Jahrestages der dortigen deutschen Verbrechen und ihrer Opfer gedachte; die Reaktionen im Land seien ein zutiefst bewegender Moment für sie gewesen.
An einer Fotoserie aus Bielefeld vom 13. Dezember 1941, an diesem Tag vor 80 Jahren, erläuterte Neumärker Dynamiken der nationalsozialistischen Judenvernichtung. Im Raum der Familien widmete Claudia Roth den Familien Demajo aus Belgrad und Krelitz aus dem litauischen Jurburg besondere Aufmerksamkeit. Zu beiden entstehen derzeit animierte Kurzfilme im Rahmen einer Kooperation der Stiftung mit der Hochschule in Wismar.
Auch Fragen der derzeitigen Erinnerungspolitik in Ländern wie Litauen, der Ukraine oder Polen wurden diskutiert. Besondere Freude bereitete Claudia Roth das neu ausgestellte Großporträt der überlebenden Sinteza Zilli Schmidt im Foyerbereich, in dem unter anderem das Videoarchiv der Stiftung »Sprechen trotz allem« zugänglich ist. Roth hatte Zilli 2018 kennengelernt und ein Vorwort für ihre Autobiografie in der Zeitzeugenreihe der Stiftung unter dem Titel »Gott hat mit mir etwas vorgehabt« (2020) beigesteuert.
Die Staatsministerin betonte abschließend ihren Wunsch, mit der Stiftung in den kommenden Jahren eng zusammenarbeiten zu wollen, da das Gedenken an die Opfer des Nationalismus ihr eine Herzensangelegenheit sei und die Verantwortung, die uns allen aus dieser Vergangenheit erwachse, in diesen schwierigen Zeiten Richtschnur für den Kampf gegen jedwede Form von Rassismus, sei es als Antisemitismus oder als Antiziganismus, sein müsse.
Nach dem Besuch des Holocaust-Denkmals fuhr Claudia Roth weiter zum Centrum Judaicum. Dort traf sie die Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Dr. Anja Siegemund, und den Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin, Dr. Klaus Lederer, bevor sie im Anschluss das Jüdische Museum Berlin besuchte.
Claudia Roth wurde am 8. Dezember 2021 von Bundeskanzler Olaf Scholz zur neuen Staatsministerin für Kultur und Medien ernannt.